Gesundheitskompetenz - Was ist zu tun?

Ansatzpunkte für eine bessere Gesundheitskompetenz

Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des HLS-EU und damit der Ergebnisse zur Gesundheitskompetenz auf europäischer Ebene war die AOK die erste Organisation, die die Aktivitäten zum neuen Handlungsfeld der Gesundheitskompetenz nach Deutschland gebracht und zugleich mit eigenen Anstrengungen verknüpft hat. Mit der ersten bundesweit repräsentativen Studie zur Gesundheitskompetenz 2014 untermauerte die Gesundheitskasse die Relevanz des Themas und adressierte die Ergebnisse ausdrücklich auch in Richtung der Politik.

Die von der AOK initiierte Studie bestätigte auch, dass die bis dahin praktizierte Vermittlung von Gesundheitsinformationen in Deutschland ein erhebliches Optimierungspotenzial aufwies. Die Art der Informationsvermittlung musste und muss grundlegend überdacht sowie neue Ansätze entwickelt werden. Ein erstes Ergebnis dieser Überlegungen waren die AOK-Faktenboxen, die die AOK gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung entwickelt und im Frühjahr 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Sie greifen wichtige Fragestellungen aus dem diagnostischen und therapeutischen Bereich auf, beispielweise: „Sollte ich meinen Rücken bei Schmerzen röntgen lassen?“ oder „Welchen Nutzen und welchen Schaden kann die Einnahme der Pille für mich haben?“ Die kostenlos online verfügbaren Faktenboxen stellen den aktuellen Stand des wissenschaftlich gesicherten Wissens zum jeweiligen Thema kurz, knapp und laienverständlich dar und fassen die wesentlichen Aspekte in einfacher tabellarischer oder grafischer Form zusammen.

Will man die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland insgesamt steigern, ist eine breit angelegte, strukturierte und langfristige Strategie erforderlich, die ein Handeln auf der persönlichen und individuumsbezogenen Ebene, der gesellschaftlichen und institutionellen Ebene sowie der politischen Ebene umfasst. Diese Strategie muss als integrativer Ansatz verschiedene Bereiche mit einbeziehen.

Zentrale Ansatzpunkte finden sich vor allem in den folgenden sechs Zielbereichen:

  • Eine wichtige Rolle spielt das Gesundheitssystem. Verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen, eine Sensibilisierung in den Gesundheitsorganisationen und -einrichtungen, aber auch eine Verbesserung der Kommunikationskompetenz der Gesundheitsberufe bilden den Anfang von gezielt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Kompetenzniveaus der Menschen zugeschnittenen Maßnahmen.
  • Im Bildungssystem sind der Aufbau und die Stärkung von gesundheitsbezogenen Kompetenzen in der Vorschul-, Schul- und Erwachsenenbildung sowie in der außerschulischen Jugendarbeit als eine ineinandergreifende Kette von Maßnahmen und Angeboten vorzusehen. Die Elternbildung in Bezug auf die Entwicklung von Kleinkindern wie auch das Konzept des „Lifelong Learning“ (in Deutschland als „lebenslanges“ oder „lebensbegleitendes Lernen“ bekannt) fallen ebenfalls in diesen Bereich.
  • Medien bilden für viele Menschen eine der Hauptquellen für Gesundheitsinformationen und haben einen starken Einfluss auf individuelle Gesundheitsentscheidungen. Eine unterstützende Navigation, eine inhaltliche Qualitätssicherung und Maßnahmen zur Steigerung der Medienkompetenz können daher hilfreich sein, um kompetente Entscheidungen zu fördern.
  • Im häuslichen Wohnumfeld und auf der kommunalen Ebene bilden Familien, der Freundes- und Bekanntenkreis (die sogenannten Peer Groups) sowie die Gemeinde beziehungsweise der Stadtteil einen wichtigen Ansatzpunkt zur Steigerung eines gesundheitsfördernden und gesundheitskompetenten Verhaltens.
  • Der Arbeitsplatz und Betriebe stellen weitere geeignete Orte dar, um die Gesundheit der Arbeitnehmer durch die Vermittlung von gesundheitsbezogenem Wissen, eine Betriebliche Gesundheitsförderung und Arbeitsschutzmaßnahmen zu steigern und zu einer Verbesserung der Health Literacy beizutragen.
  • Schließlich geht es auf der Ebene der Politik darum, die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die gesundheitliche Chancengleichheit verbessert und die gesundheitsbezogene Kompetenz in Alltagsentscheidungen erhöht wird. Der „Health-in-All-Policies-Ansatz“, der eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik zum Ziel hat, kann hier ein ressortübergreifendes Handeln unterstützen und gezielt eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz in den Fokus nehmen.


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