Gesellschaftliches Tabu: Gewalt in der häuslichen Pflege

Auf dem Plakat hilft eine Angehörige einer alten Dame, sich zu erheben.

AOK-Plakatserie zur Aktion "Gewaltfrei pflegen"

Noch nie waren in Deutschland so viele Menschen pflegebedürftig wie heute: 4,1 Millionen sind es laut Statistischem Bundesamt. Acht von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, jede zweite Person allein durch die Angehörigen. Gerade in der häuslichen Pflege können Abhängigkeiten und Belastungen, die oft über Jahre bestehen, zu Konflikten führen. Untersuchungen belegen, dass pflegebedürftige alte Menschen nicht selten zu Hause Opfer von Vernachlässigung oder gar Misshandlung werden. Oft handelt es sich bei den Tätern um Angehörige. Aber auch Pflegende können Aggressionen seitens der Pflegebedürftigen ausgesetzt sein. So gaben in einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege von 2018 47 Prozent der rund 1.000 befragten pflegenden Angehörigen an, psychische oder körperliche Gewalt durch Personen, die sie pflegen, erlebt zu haben. Das können Handlungen sein wie Kratzen, Spucken, Anschreien, Drohen oder Beschimpfen. 40 Prozent der Befragten berichteten, auch selbst schon einmal gewalttätig geworden zu sein. In den meisten Fällen handelt es sich um psychische Gewalt. Dazu zählen Einschüchterungen oder Beleidigungen. Fast immer verbergen sich dahinter schwierige familiäre Beziehungen, Überlastung, eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten, zum Beispiel bei voranschreitender Demenz, oder zu hohe Erwartungen aneinander. Auch Gefühle wie, nicht wahrgenommen, nicht verstanden oder nicht ernst genommen zu werden, sich nicht richtig verständlich machen zu können, erzeugen Spannungen, die sich in Aggressionen Bahn brechen. 

Pflegende können den Umgang mit Aggressionen lernen. Zudem ist es wichtig, für Entlastung zu sorgen. Umfassende Unterstützungsangebote für pflegende Familien haben deshalb eine besondere Bedeutung. Das reicht von Aufklärung und Information über Beratung und Begleitung bis hin zur Vermittlung von professioneller pflegerischer Unterstützung. 

Plakat: Wenn Nähe Distanz benötigt

Plakat: Wenn Nähe Distanz benötigt
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