PraCMan (Hausarztpraxis-basiertes Case Management)
AOK Baden-Württemberg

Wer sind die Träger des Projekts?
AOK Baden-Württemberg, HÄVG, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg, AQUA Institut, alle Vertragspartner des HZV-Vertrages
Welchem Problem in der Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen widmet sich das Projekt?
Chroniker benötigen eine engmaschige medizinische Beobachtung und Betreuung, die vor allem in ländlichen Regionen mit einem hohen zeitlichen Aufwand für die Patienten verbunden ist.
Welchen Lösungsansatz verfolgt das Projekt?
Chronisch kranke Patienten haben ein höheres Risiko für Klinikaufenthalte. Mit einem engmaschigen patientenzentrierten Hausarztpraxis-basierten Case Management sollen vermeidbare Krankenhauseinweisungen von Patienten mit COPD, Herzinsuffizienz und/oder Diabetes Typ II reduziert werden. Das PraCMan-Konzept besteht aus einem ausführlichen Assessment, das eine speziell geschulte Versorgungsassistentin der Hausarztpraxis (VERAH) mit dem Patienten führt. Die Ergebnisse des Assessments münden in eine Zielvereinbarung, die der Arzt mit dem Patienten schließt. Ziele, wie zum Beispiel die Stärkung der Medikamenten-Compliance oder die Einhaltung von etwaigen Diäten, variieren je nach Patient. Regelmäßige strukturierte Monitorings (maximal sechs Wochen oder kürzere Intervalle), die in der Regel telefonisch durchgeführt werden, dienen dazu, den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten zu erfassen, ohne dass der Patient hierfür die Praxis aufsuchen muss.
Des Weiteren unterstützt die VERAH den Patienten bei der Erreichung seiner Ziele in Form eines Patientencoachings. Verschlechterungen oder Auffälligkeiten des Gesundheitszustandes können so rechtzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Assessment und Monitoring erfolgen Software-gestützt mit Hilfe des von der Uniklinik Heidelberg entwickelten Care Cockpits, in dem strukturierte Fragebögen sowie Handlungsempfehlungen in Form einer Ampel hinterlegt sind. So wird die VERAH durch das Assessment und Monitoring geleitet. Das Ergebnis wird anschließend mit dem Arzt besprochen. An PraCMan teilnehmende VERAHs besuchen jährlich zwei Qualitätszirkel, in denen neues Wissen vermittelt und ein Austausch zwischen den VERAHs ermöglicht werden.
Was haben die Versicherten davon?
Das regelmäßige Monitoring wird zumeist im Rahmen eines Telefonates geführt. Teilnehmende Patienten sparen sich somit aufwendige Wege in die Arztpraxis. Der Patient fühlt sich mit seiner Erkrankung nicht allein gelassen und von der Hausarztpraxis, insbesondere der VERAH, gut betreut. Insgesamt trägt PraCMan nachweislich zu einer höheren Lebensqualität bei. Verschlechterungen des Gesundheitszustandes können rechtzeitig erkannt und kompensiert werden.
Was ist die Aufgabe der AOK in dem Projekt?
Die AOK Baden-Württemberg hat das Versorgungskonzept flächendeckend in den HZV-Vertrag eingebunden.
Wo wird das Projekt aktuell umgesetzt?
Der Versorgungsansatz wird in Baden-Württemberg flächendeckend im Rahmen des HZV-Vertrages der AOK Baden-Württemberg angeboten. Alle am HZV-Vertrag teilnehmenden Hausarztpraxen, die eine VERAH beschäftigen, können sich für PraCMan schulen lassen.
Wie viele Beteiligte (Versicherte/Ärzte/Fachkräfte …) gibt es aktuell? Wie viele könnten in der Zukunft erreicht/eingebunden werden?
Viertes Quartal 2019: 759 HZV-Ärzte, 20.953 HZV-Versicherte
Seit wann, und gegebenenfalls bis wann, läuft das Projekt?
Seit 7/2014 Implementierung in den HZV-Vertrag, davor cluster-randomisierte Studie mit 115 Praxen zum Erkenntnisgewinn.