
Patientensicherheit
Simparteam: Fit sein für Notfälle im Kreißsaal

Druckfähiges Format zum Download (Foto: Klinikum der Universität München)
Teamtraining für Geburtshelfer
(25.09.13) Aus dem glücklichsten Moment einer werdenden Mutter kann schnell eine dramatische Situation werden, wenn die Geburt nicht reibungslos verläuft. Das kommt nur in sehr seltenen Fällen vor, die Neugeborenen-Sterblichkeit liegt nach Zahlen des AQUA-Instituts für 2011 bei unter einem Prozent. Kommt es jedoch zu Komplikationen, muss das Geburtshilfe-Team so funktionieren, dass das Leben von Mutter und Baby nicht gefährdet wird. Das ist eine hoch komplexe Situation, die Hebammen, Medizinern und Pflegepersonal kommunikativ und organisatorisch einiges abverlangt.
Schadensanalysen von Vorfällen im Kreißsaal durch das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) haben ergeben, dass es ein Muster von bestimmten vermeidbaren Fehlern und Ereignissen gibt, wie unklare Verfahrensregelungen, Kommunikationsstörungen oder CTG-Fehlinterpretationen, die immer wieder vorkommen.
Die Kooperationspartner - Aktionsbündnis Patientensicherheit, MDK Bayern, AOK Bayern, AOK-Bundesverband, Deutscher Hebammenverband, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Tübinger Patienten-Sicherheits- und Simulations-Zentrum (TüPASS), Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM), Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin(GNPI), Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) und Bayrische Versicherungskammer - haben vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse 2011 das Projekt simparteam gestartet.
Dazu wurden die Ursachen näher untersucht und ein entsprechendes Trainingsprogramm für die Akteure im Kreißsaal entwickelt. Grundlage hierfür ist ein auch in der Luftfahrt angewendetes Crisis Resource Management (CRM). Mit Hilfe von ausgearbeiteten Notfallszenarien können Geburtshilfe-Teams unter realen Bedingungen mit hochtechnischen Simulationspuppen (Gebärende und Kind) üben, wie man auch unter ungünstigsten und unübersichtlichen Bedingungen die Situation meistern kann. Im Jahr 2012 erfolgten dann in sieben bayrischen Kliniken die ersten Pilottrainings. Begleitet wurden diese Trainings durch Studien zur Qualitätssicherung: Zum einen erfolgt eine Befragungsstudie der interdisziplinären Teams, in der die Wirkung des Trainings untersucht wird. Zum anderen werden die Daten der externen stationären Qualitätssicherung ausgewertet, sobald diese vorliegen. Dann kann man sehen, ob sich in den Pilotkliniken Veränderungen bei der Zahl der Geburten mit kritischem Ausgang beobachten lassen.
Nicht nur Ärzte, Pflegende und Hebammen, sondern auch Krankenkassen haben ein großes Interesse daran, ihre Versicherten vor Leid, Schmerzen und Einbußen der Lebensqualität zu bewahren. Deshalb engagieren sie sich für mehr Patientensicherheit. Sie bieten Unterstützung, wenn jemand durch ein vermeidbares unerwünschtes Ergebnis während eines medizinischen Eingriffs geschädigt worden ist oder ein Verdacht besteht. Geburtsschäden haben eine ganz eigene Dimension, denn die Folgen sind zumeist schwere Behinderungen beim Neugeborenen.
Es wird nun darum gehen, dass diese Notfallschulung Kliniken und Institutionen bekannt gemacht wird, die in der Geburtshilfe tätig sind. Simparteam-Trainings müssen Eingang in die Fortbildungsprogramme der beteiligten Berufsgruppen und deren Ausbildungsordnungen finden, um nachhaltig mehr Patientensicherheit für Mütter und Neugeborene zu erzielen. Dieser Aufgabe wird sich das Aktionsbündnis Patientensicherheit in Zukunft verstärkt widmen. Es ist geplant, durch eine Vereinsgründung der Kooperationspartner dauerhaft qualitätsgesicherte Teamtrainings anzubieten.
(Gemeinsame Pressemitteilung der Kooperationspartner vom 25.09.13)