Kosten für Hitzeschutz noch unklar – Experten warnen vor Kompetenz-Wirrwarr

28.03.2023) Die Kosten für die nötigen Hitzeschutzmaßnahmen aufgrund des Klimawandels in Deutschland bleiben unklar. Die Bundesregierung habe noch keinen Überblick darüber, sagte Jana Luntz vom Deutschen Pflegerat heute bei einer Online-Fachkonferenz der Grünen-Bundestagsfraktion. Luntz berichtete vom Auftakttreffen zum nationalen Hitzeschutzplan am Montag, bei dem Ärzteschaft, Pflegevertreter, Kommunen und Wissenschaftler mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Umweltministerin Steffi Lemke über das Thema beraten hatten. Luntz sprach von enormen finanziellen Ausgaben, die auf den Bund zukämen. Viele Krankenhäuser und Pflegeheime seien in  den 60er und 70er Jahren als „Glaspaläste“ gebaut worden.

Der Spielraum auf Bundesebene sei nur begrenzt, da die Investitionen für die Kliniken Ländersache seien, betonte Grünen-Gesundheitspolitiker Johannes Wagner. Es sei bei dem Treffen am Montag vor allem darum gegangen, möglichst schon für diesen Sommer „Warnkaskaden“ bei Extremtemperaturen zu schaffen. Es sei ein „ganz großer Durchbruch“, dass das Thema nun auch auf Bundesebene angegangen werde. Deutschland habe noch sehr viel Aufholbedarf bei Hitzevorkehrungen. Nur wenige Kommunen hätten bislang Hitzeschutzpläne. Dies liege auch daran, dass Zuständigkeiten bislang nicht klar geregelt seien.

„Es ist nicht klar, ist es das Land, ist es die Kommune, ist es das Umweltamt, ist es das Gesundheitsamt“, beschrieb die Forscherin Alina Herrmann vom Heidelberger Institut für Global Health die Situation. Es wäre hilfreich, wenn es eine zentrale Stelle gebe, die den Hitzeschutz koordiniere. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, sagte der Berliner Ärztekammerchef und Mitbegründer des Aktionsbündnisses „Hitzeschutz Berlin“, Peter Bobbert. „Frankreich, Spanien haben vor 20, 25 Jahren mit effektiven Hitzeschutzplänen begonnen.“ Es gebe viele banale Dinge, mit denen man sofort anfangen könne – etwa der besonderen Lagerung von Medikamenten.

Das Robert-Koch-Institut geht von rund 4.500 Todesfällen durch Hitze allein im vergangenen Jahr aus. Wegen Hitzschlag oder Sonnenstich mussten im Schnitt in den vergangenen 20 Jahren jährlich knapp 1.500 Menschen im Krankenhaus behandelt werden, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Klinikaufenthalte wegen Flüssigkeitsmangel hätten sich innerhalb von 20 Jahren mehr als verdoppelt. Auch würden mehr Menschen an Dehydrierung sterben. Im Jahr 2021 gab es laut Destatis mit gut 3.500 Todesfällen mehr als siebenmal so viele Todesopfer wie 20 Jahre zuvor.

Infos zum Auftaktgespräch über einen nationalen Hitzeplan
Destatis zu gesundheitlichen Hitzefolgen