Leichtes Plus – Arzneimittelausgaben steigen weiter überproportional
(12.12.22) Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) liegt nach den ersten drei Quartalen leicht im Plus. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) betrug der Überschuss zum 30. September rund 195,3 Millionen Euro. Einnahmen in Höhe von rund 215,6 Milliarden Euro standen Ausgaben im Umfang von etwa 215,4 Milliarden gegenüber. Laut Ministerium haben alle Kassenarten moderate Überschüsse erwirtschaftet. Die AOK-Gemeinschaft erzielte ein Plus von 32,7 Millionen Euro, die Ersatzkassen meldeten 31,3 Millionen Euro Überschuss. Bei den Innungskrankenkassen sind es 44,2 Millionen Euro, bei den Betriebskrankenkassen 40,7 Millionen, bei der Knappschaft 12,6 Millionen und bei der Landwirtschaftlichen Krankenkasse 33,9 Millionen.
Laut BMG lagen die GKV-Ausgaben für Arzneimittel mit 5,8 Prozent „wie auch in den vergangenen Jahren über dem durchschnittlichen Anstieg der gesamten Leistungsausgaben“. Im Schnitt aller Versorgungsbereiche lagen die Zuwächse in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 4,8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Die Aufwendungen für ambulant-ärztliche Behandlungen lagen mit 3,5 Prozent unter diesem Schnitt. Das gilt auch für Krankenhausbehandlungen mit 3,3 Prozent Zuwachs.
Bei den niedergelassenen Ärzten wirkte nach Darstellung des BMG die gesetzliche Korrektur der „ungewollten Doppelfinanzierungen für besondere ärztliche Leistungen nach dem Terminservice- und Versorgungsgesetz“ ausgabendämpfend. Bei den Krankenhäusern sei der moderate Zuwachs „vorrangig auf eine weiterhin stagnierende oder gar rückläufige Mengenentwicklung“ zurückzuführen. Allerdings legten die 2020 aus dem Fallpauschalensystem ausgegliederten Pflegepersonalkosten um 12,4 Prozent zu. Bereits im vergangenen Jahr waren die Kassenausgaben für das Pflegepersonal in den Kliniken um 14 Prozent gestiegen.
Überproportional stark gestiegen sind laut BMG die Ausgaben für Schutzimpfungen (17,9 Prozent), für Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen (13,7 Prozent) sowie Fahrkosten (11,2 Prozent). Für ein erneut deutliches Plus bei den Heilmitteln (9,6 Prozent) seien Vergütungsanpassungen zu Jahresbeginn und „hohe unterjährige Preisabschlüsse des Vorjahres“ verantwortlich. Das Plus von 8,5 Prozent beim Krankengeld führt das BMG unter anderem auf die höhere Zahl leistungsberechtigter Kassenmitglieder zurück. Am 30. September waren in der GKV 73.822.365 Menschen versichert – 615.356 mehr als Ende September 2021.
Ausgaben der GKV im ersten bis dritten Quartal 2022 in ausgewählten Bereichen
Veränderungsrate je Versicherter gegenüber 2021 in der GKV und der AOK
Ausgaben in Milliarden Euro | Veränderungsrate GKV | Veränderungsrate AOK | Quelle: BMG, KV-45-Zahlen, 12.12.22 |
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Ärztliche Behandlung | 34,819 | 3,2 | 2,5 |
Zahnärztliche Behandlung | 9,616 | 1,9 | 0,7 |
Zahnersatz | 2,879 | -2,6 | -5,5 |
Arzneimittel | 36,508 | 5,5 | 4,2 |
Hilfsmittel | 7,695 | 5,8 | 4,2 |
Heilmittel | 8,246 | 9,3 | 9,6 |
Krankenhaus | 65,062 | 2,9 | 1,9 |
Krankengeld | 13,472 | 8,2 | 10,0 |
Fahrkosten | 6,209 | 10,9 | 9,6 |
Vorsorge- und Reha-Maßnahmen | 2,893 | 13,4 | 9,9 |
Schutzimpfungen | 1,826 | 17,5 | 24,9 |
Schwangerschaft/Mutterschaft ohne stationäre Entbindung | 1,173 | -4,3 | -1,8 |
Häusliche Krankenpflege | 6,181 | 5,6 | 4,6 |
Netto-Verwaltungskosten | 9,422 | 9,0 | 3,5 |