Die Medikalisierungsthese geht davon aus, dass mit der Alterung der Bevölkerung die Zahl der chronisch Kranken und Multimorbiden zunimmt und mit ihr quasi synchron die Behandlungsausgaben steigen. Dem steht die Kompressionsthese gegenüber, wonach die Phase ausgeprägter Multimorbidität in ein höheres Alter verlegt wird und die früher bei älteren Menschen typischen Belastungen durch Krankheit und Behinderung abnehmen. Für beide Thesen gibt es empirische Belege, wobei es deutliche soziale Unterschiede gibt. Die Morbiditätsthese hat in unteren Einkommens- und Bildungsschichten eine höhere Relevanz als in den höheren, wo die Kompressionsthese Bestätigung findet.