Long-Covid-19-Syndrom macht strukturiertes Handeln notwendig

Grafische Darstellung zweier Coronaviren in rot und mit gelbem Rand

(07.06.21) FDP und Linkspartei haben in jeweils eigenen Anträgen vorgeschlagen, neue spezielle Einrichtungen zur Behandlung der Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung aufzubauen. Mediziner rechnen mit bis zu einer halben Million Betroffenen noch bis Ende 2021. "Mittlerweile haben 3,5 Millionen Menschen in Deutschland eine Infektion mit Sars-Cov-2 überstanden und schätzungsweise kämpft jeder Zehnte mit Spätfolgen von Covid-19", sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek Ende Mai bei der Vorstellung eines Fünf-Millionen-Euro-Programms zur Erforschung von Covid-19-Spätfolgen. Das bedeute, dass bereits jetzt etwa 350.000 Menschen hierzulande unter den Spätfolgen einer Infektion litten. "Rechnen Sie ruhig noch ein paar drauf, die nächsten Winter noch kommen werden", ergänzte damals der Direktor der Klinik für Innere Medizin I und des Instituts für Klinische Molekularbiologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Stefan Schreiber. Schreiber geht von bis zu 500.000 Fällen und verwies auf Erfahrungen aus anderen Pandemien.

Der AOK-Bundesverband lehnt in seiner Stellungnahme für die Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages am 7. Juni den Aufbau solcher Einrichtungen als unzureichend ab, "da der Aufbau neuer Einrichtungen einige Zeit benötigt und die ebenfalls zeitintensive Rekrutierung von Personal erfordert." Die Vorschläge bärgen zudem das Risiko, keinen ausreichenden Zugang für Patientinnen und Patienten zu ermöglichen. Grundlegende Herausforderungen blieben unberücksichtigt.

Stattdessen plädiert der Verband dafür, auf bestehende Netzwerkstrukturen zurückzugreifen, wie sie das Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nutzen und ausbauen will. "Die besondere und ernstzunehmende Problematik erfordert eine strukturierte Kombination von Forschungs- und Versorgungsstrukturen, wie sie z.B. im Rahmen der personalisierten Medizin für Patienten mit Lungenkrebs mit dem nationalen Netzwerk Genomische Medizin bereits erfolgreich implementiert wurde", heißt es in der Stellungnahme. Nur so sei es möglich, Erkenntnisse aus der Behandlung strukturiert zu erfassen, Wissen zu generieren und wissenschaftliche Erkenntnisse schnell genug flächendeckend in die Versorgung der Patienten einfließen zu lassen.