Antibabypille: Moderne Präparate erhöhen Thrombose-Risiko

ams-Serie "Frauengesundheit" (11)

24.11.15 (ams). Etwa zwei Drittel der unter 20-jährigen weiblichen AOK-Versicherten, die die Antibabypille nehmen, werden einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt, obwohl es sichere Alternativen gibt. Das hat eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ergeben. Das WIdO hat die Verordnungen des Jahres 2014 solcher Kontrazeptiva - also Arzneimittel, die zur hormonalen Empfängnisverhütung eingesetzt werden - ausgewertet.

Dabei geht es vor allem um die neueren Pillen der sogenannten dritten und vierten Generation. Die regelmäßige Einnahme dieser "moderneren" Verhütungspräparate  ist verbunden mit einem höheren Risiko für potenziell lebensbedrohliche Thrombosen. Bei einer Thrombose bildet sich in einem Blutgefäß ein Blutgerinnsel (Thrombus). Dieses verengt beziehungsweise verstopft das Gefäß. Zahlreiche Folgeschäden oder sogar Todesfälle könnten vermieden werden, wenn ausschließlich Pillen-Präparate mit bekannt niedrigem Risiko verschrieben würden, so das Fazit der WIdO-Wissenschaftler. Unter den gesetzlich Versicherten sind aufgrund der derzeit gängigen Verschreibungspraxis etwa eine halbe Million junge Frauen und Mädchen einer erhöhten Gesundheitsgefährdung durch die Einnahme der Pille ausgesetzt. Diese Abschätzung basiert auf der dem WIdO vorliegenden Arzneimittelverordnung aller GKV-versicherten jungen Anwenderinnen.

Es gibt sichere Alternativen

"Insbesondere, wenn es sich um Verordnungen an junge und gesunde Versicherte handelt, ist ein hohes Maß an Sicherheit bei der Auswahl der Medikamente notwendig", sagt der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder und fügt hinzu: "Stehen mehrere Arzneimittel mit gleichem Nutzen zu Verfügung, sollten Arzneimittel vorgezogen werden, zu denen Langzeitstudien und Daten hinsichtlich ihrer Sicherheit vorhanden sind." Vor diesem Hintergrund würden zu viele Mädchen und junge Frauen einem unnötigen Risiko bei der Langzeitanwendung der Pille ausgesetzt. Zwar haben nach Einschätzung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) alle niedrig dosierten kombinierten hormonalen Pillenpräparate grundsätzlich eine positive Nutzen-Schaden-Bilanz, das heißt: die Vorteile einer zuverlässigen Verhütung wiegen die mit der Einnahme verbundenen Risiken auf. Doch gibt es vor allem bei den Pillen der dritten und vierten Generation ein erhöhtes oder zumindest unklares Thromboserisiko. In Deutschland ließe sich das Risiko deutlich verringern, wenn statt der Pillen mit den Wirkstoffen Drospirenon, Chlormadinon, Dienogest, Gestoden, Desogestrel und Nomegestrol  die sichere Alternative mit Levonorgestrel verordnet würde. Das empfehlen auch das BfArM und die Europäische Arzneimittelbehörde EMA besonders für Erstanwenderinnen und Frauen unter 30 Jahren.

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