Wenn der Schlag trifft: Schnelles Handeln rettet Leben
Hirninfarkt und Hirnblutung
24.03.15 (ams). Bei einem Schlaganfall ist Eile geboten, denn jede Minute entscheidet über das Ausmaß der Schäden im Gehirn. "Deshalb ist es so wichtig, die Anzeichen früh zu erkennen und schnell zu handeln", sagt Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband. Von einseitigen Lähmungen über starke Kopfschmerzen bis zu Schluckbeschwerden: Um richtig und rasch handeln zu können, sollte man auch wissen, dass die Symptome bei Frauen und Männern unterschiedlich in Erscheinung treten können.
Hinter einem Schlaganfall verbirgt sich ein verstopftes Blutgefäß oder seltener eine Hirnblutung. Das Hirngewebe wird dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Laut Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe erleiden jedes Jahr etwa 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall, 55 Prozent von ihnen sind Frauen. Nach Krebs- und Herzerkrankungen ist der Schlaganfall hierzulande die dritthäufigste Todesursache. Etwa die Hälfte der überlebenden Patientinnen und Patienten trägt dauerhafte Schäden davon. Wie schwer die langfristigen Folgen des Schlaganfalls sind, hängt stark davon ab, wie schnell Betroffene die richtige Hilfe bekommen. Bei einem Hirninfarkt und einer Hirnblutung sterben nämlich mit jeder Minute Gehirnzellen ab, da sie keinen Sauerstoff mehr bekommen. Deshalb ist es so wichtig, die Alarmzeichen zu kennen und schnell das Richtige zu tun.
Sendefertiger Radio-O-Ton mit Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband:

Die Anzeichen
Das sind typische Anzeichen eines Schlaganfalls:
- Einseitige Lähmungen, Schwäche oder Taubheitsgefühl in einem Arm oder Bein
- Lähmungen oder Taubheitsgefühle im Gesicht,
- beispielsweise kann der Mundwinkel herunterhängen
- die Sprache gehorcht nicht mehr; der Betroffene spricht undeutlich, wiederholt Wörter, kann Worte nicht mehr finden oder sprechen.
- die Augen gehorchen nicht mehr; verschwommenes, doppeltes,
- eingeschränktes Sehen oder vorübergehendes Blindsein
- Schluckstörungen
- Gleichgewichtsstörungen, Schwindel
- Bewusstlosigkeit
- starke, schlagartig einsetzende Kopfschmerzen
Frauen schildern die Anzeichen eines Schlaganfalls oft anders als Männer. Bei ihnen können auch folgende weniger typische Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten:
- allgemeine Schwäche
- Abgeschlagenheit
- Verwirrtheit
- Gedächtnisstörungen
- Gliederschmerzen
Langes Abwarten ist das Schlimmste, was man bei Schlaganfall tun kann. Doch gerade bei Frauen beobachten die Mediziner immer wieder, dass sie noch später als Männer in die Klinik kommen. Die untypischen Symptome, aber vielleicht auch die Scheu, den Notruf zu wählen, können Ursachen dafür sein.
Der FAST-Test
Für Betroffene selbst, aber auch für Angehörige oder zufällig Anwesende ist es deshalb umso wichtiger, dass sie schnell handeln. Um den Schlaganfall-Verdacht binnen Sekunden zu prüfen, kann man den FAST-Test machen. FAST steht dabei für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit):
- Face: Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln. Ist das Gesicht einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- Arms: Bitten Sie den Betroffenen, die Arme nach vorn zu strecken und dabei die Handfläche nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden.
- Speech: Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen oder einen Gegenstand zu benennen. Ist sie nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.
- Time: Wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
Untypische Symptome bei Frauen ernst nehmen
Allerdings muss man auch die eher untypischen Symptome bei Frauen ernst nehmen und sollte sofort Hilfe holen. Das gilt im übrigen auch, wenn die Beschwerden nur vorübergehend auftreten und wieder zurückgehen. Dabei kann es sich um eine sogenannte TIA (Transitorische Ischämische Attacke) handeln - oft der Vorbote eines schweren Schlaganfalls. Am Telefon sollte man die Symptome schildern und den Verdacht auf einen Schlaganfall äußern. In Deutschland sind die sogenannten Stroke Units weit verbreitet, um Schlaganfallpatienten bestmöglich zu versorgen. Das Ziel dabei ist es, dass möglichst wenig bleibende Schäden von dem Infarkt oder der Blutung zurückbleiben.
Zwar ist das Alter ein wichtiger Risikofaktor für einen Schlaganfall, doch gibt es noch zahlreiche weitere Risikofaktoren. Dazu gehören neben der genetischen Veranlagung vor allem auch Bluthochdruck, unbehandeltes Vorhofflimmern sowie Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel. So betreffen zwar weltweit drei von vier Schlaganfällen Menschen über 70 Jahre. Doch sind in Deutschland pro Jahr etwa 9.000 bis 14.000 Männer und Frauen unter 50 Jahren betroffen. Außerdem trifft es jedes Jahr auch etwa 300 Kinder.