Parkinson: Frühzeitige Behandlung erhält die Lebensqualität

Schüttellähmung

20.09.16 (ams). Mit etwa 220.000 Betroffenen in Deutschland und rund vier Millionen weltweit ist Parkinson (auch Schüttellähmung genannt) nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurogenerative Erkrankung. Als "neurodegenerativ" werden in der Medizin Vorgänge bezeichnet, die zu einem Untergang von Nervenzellen führen. Die Parkinson-Krankheit kann sehr belastend sein, für die Betroffenen selbst, aber auch für Menschen, die dem Erkrankten nahestehen. "Parkinson ist nicht heilbar, aber mittlerweile gut zu behandeln. Je früher man die Behandlungsoptionen plant, desto besser", sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie im AOK-Bundesverband. Die Schüttellähmung trifft vor allem ältere Menschen und tritt meist erst nach dem 50. Lebensjahr auf. Ab 65 Jahre sind etwa 18 von 1.000 Menschen betroffen. Männer erkranken etwa 1,5 Mal häufiger als Frauen, so die Deutsche Parkinson Gesellschaft. Parkinson schränkt die Bewegungsfähigkeit des Erkrankten im längeren Verlauf oft stark ein und macht deshalb den Alltag zunehmend beschwerlich. Erkrankte werden unterstützungsbedürftig. "Um die Behandlung der Krankheit bestmöglich zu planen, ist es wichtig, schon erste Anzeichen ernst zu nehmen und einen Arzt zu Rate ziehen."


Sendefähige Radio-O-Töne mit Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie im AOK-Bundesverband

Typische Anzeichen

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Behandlungswege bei Parkinson

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Zu den typischen Anzeichen für Morbus Parkinson (Morbus: lateinisch für Krankheit) gehört zunächst einmal ihr schleichender Verlauf: Anfangs zittert oft nur eine Hand. Charakteristisch ist die Verlangsamung von Bewegungsabläufen. Später können - in unterschiedlichen Kombinationen und unterschiedlich stark - hinzukommen:

  • Steifheit, Langsamkeit und Ungeschicklichkeit auf derselben Seite. Tätigkeiten wie das Zuknöpfen des Hemdes fallen schwerer. Im weiteren Verlauf treten solche Symptome auch auf der anderen Körperseite auf, sie bleiben aber meist schwächer.
  • Nach und nach fällt auch das Gehen schwerer, die Patienten machen kleinere Schritte.
  • Betroffene sprechen monotoner, leiser und heiserer.
  • Das Gesicht wird ausdrucksloser. Die Sprache verändert sich.
  • Oft entwickeln die Erkrankten auch Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Dadurch steigt das Risiko für Stürze und Knochenbrüche. Häufig fällt es ihnen schwer, enge Stellen wie Türen zu passieren. Es entsteht der Eindruck, die Bewegung friere kurz ein.
  • Oft werden die Symptome im Verlauf der Krankheit begleitet von Schmerzen, Schlafstörungen, Depressionen, Blasen- und Verdauungsstörungen sowie einer erhöhten Talgproduktion der Haut.

Es wird zwischen verschiedenen Formen der Erkrankung unterschieden - je nach Ursache. Am häufigsten ist das sogenannte idiopathische Parkinson-Syndrom. "Idiopathisch" (von griechisch: idios = selbst, pathos = Leiden) bedeutet, dass die Erkrankung ohne erkennbare Ursache selbstständig entstanden ist. Bei der Parkinson-Krankheit werden Nervenzellen geschädigt, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Das Dopamin sorgt unter anderem dafür, dass elektrische Impulse vom Gehirn über die Nerven zu den Muskeln übertragen werden. So werden etwa Bewegungen gesteuert. Die Zerstörung der Zellen beeinträchtigt die Fähigkeit, Bewegungen in Gang zu setzen oder zu koordinieren.

James Parkinson
Namensgeber der Parkinson-Krankheit ist der englische Arzt James Parkinson, der von 1755 bis 1824 lebte. Er beschrieb die Symptome der Krankheit erstmals 1817 in der Schrift: „Essay on the Shaking Palsy“, zu Deutsch: „Abhandlung über die Schüttellähmung“.

Parkinson-Beschwerden können jedoch auch die Folge anderer Erkrankungen des Nervensystems, beispielsweise einer Demenz sein. Entzündungen, Tumore oder Medikamente wie Psychopharmaka können ebenfalls solche Beschwerden verursachen. Wer Symptome an sich beobachtet, sollte sich deshalb untersuchen lassen. Meist sind es Neurologen, die die Diagnose stellen und die Parkinson-Patienten behandeln. Je nach Alter, Erkrankungsdauer, Schwere und sozialer Situation können unterschiedliche Therapieziele wichtig sein. Der Mangel an Dopamin wird dabei durch Medikamente ausgeglichen. Das genaue Einstellen der Medikamente ist wichtig, um mögliche Nebenwirkungen, wie beispielsweise Übelkeit, überschießende unwillkürliche Bewegungen oder Halluzinationen zu vermeiden. Die Auswahl und Kombination der Medikamente hängen vom Alter, den individuellen Begleiterkrankungen, dem Verlauf der Krankheit und der Schwere der Symptome ab. Dabei hat es in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gegeben. "Mittlerweile können viele Patienten deshalb sehr lange gut und vielfach sogar weitgehend beschwerdefrei mit ihrer Krankheit leben", so Ärztin Maroß.

Zusätzlich zu den Medikamenten, die dies ermöglichen, können im Einzelfall weitere Therapien die Lebensqualität des Parkinson-Erkrankten erhalten: So unterstützen Krankengymnastik und Ergotherapie, Bewegungsabläufe harmonisch zu halten. Mit Hilfe von Entspannungstechniken lassen sich schwierige Alltagssituationen besser meistern. Bei Depressionen können antidepressive Medikamente helfen, in einigen Fällen ist eine Verhaltenstherapie sinnvoll. Psychologische Beratung kann nicht nur dem Betroffenen helfen, sondern auch nahestehenden Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich auf die Krankheit einzustellen. Die Parkinson-Krankheit wirkt sich nämlich auf viele Lebensbereiche aus - ob Beruf, Partnerschaft und Familie oder Freizeitaktivitäten. Auch wenn sich der Alltag im Frühstadium der Erkrankung nur wenig verändert: Viele Betroffene haben Angst, mit der Zeit unselbstständig und pflegebedürftig zu werden. "Daher ist es sinnvoll, sich auch auf die Zeit einzustellen, in der zunehmend Unterstützung nötig wird“" so Ärztin Maroß. Sehr wichtig ist eine gute ärztliche Begleitung. Zudem sollte der Erkrankte soweit wie möglich aktiv sein und bleiben. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen - Erkrankten oder deren Angehörigen - kann helfen, einen besseren Umgang mit Parkinson zu finden.


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