Zufriedene Mitarbeiter sind gesünder
Fehlzeiten-Report 2016
20.09.16 (ams). Wertschätzung, Lob für gute Leistungen, Mitspracherecht, individuelle Förderung, Handlungsspielräume - all das führt zu einem guten Betriebsklima und wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Beschäftigten aus. Andererseits sind Arbeitnehmer, die die Kultur in ihrem Unternehmen schlecht bewerten, häufiger krank und mit ihrer Gesundheit unzufrieden. Das zeigt der aktuelle Fehlzeiten-Report 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Für den Fehlzeiten-Report wurden über 2.000 Erwerbstätige im Alter zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Der repräsentativen Befragung zufolge ist der Mehrheit der Beschäftigten wichtig, dass
- das Unternehmen hinter seinen Mitarbeitern steht
- sie für gute Arbeit gelobt werden die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, auf wichtige Entscheidungen Einfluss zu nehmen
- Veränderungen mit davon betroffenen Personen oder Gruppen abgesprochen werden
- das Unternehmen neben dem Gehalt gute freiwillige Sozialleistungen anbietet
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Allerdings klaffen Wunsch und Wirklichkeit auseinander: Nur etwa jeder Zweite hat den Eindruck, dass das Unternehmen genügend hinter ihm steht und fühlt sich für seine Leistungen ausreichend gewürdigt. Lediglich rund 42 Prozent gaben an, dass sie auf Entscheidungen Einfluss nehmen können.
Wenn es darum geht, das Betriebsklima zu verbessern, sind vor allem die Führungskräfte gefragt. "Sie sollten ihre Mitarbeiter wertschätzen, gute Leistungen ausreichend würdigen und die Beschäftigten individuell fördern", sagt Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer und Mitherausgeber des Reports. "Nur so können Unternehmen Mitarbeiter langfristig binden und dafür sorgen, dass die Beschäftigten motiviert und gesund sind." Laut Bernhard Badura, emeritierter Professor der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld und ebenfalls Mitherausgeber des Reports, erfordert die moderne "Kopfarbeitergesellschaft" eine "Führung durch Vertrauen und Wertschätzung statt Hierarchie"; die Beschäftigten brauchten ausreichende Handlungsspielräume. Das sei in vielen Unternehmen aber noch nicht angekommen, kritisiert Badura.
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Schlechtes Klima begünstigt gesundheitliche Probleme
Die WIdO-Befragung zeigt, dass Beschäftigte, die ihre Unternehmenskultur als schlecht empfinden, deutlich unzufriedener mit ihrer eigenen Gesundheit sind und häufiger über körperliche und psychische Beschwerden berichten, die im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehen. So geht ein schlecht bewertetes Betriebsklima bei 27,5 Prozent der Befragten mit gesundheitlicher Unzufriedenheit einher. Dieser Anteil ist dreimal so hoch wie in der Vergleichsgruppe, die das Betriebsklima positiv wahrnimmt (8,9 Prozent).
Mehr als doppelt so häufig klagen Arbeitnehmer bei einer schlechten Unternehmenskultur außerdem über körperliche Beschwerden, die im Zusammenhang mit der Arbeitstätigkeit stehen (66,6 Prozent im Vergleich zu 32 Prozent bei einer guten Unternehmenskultur). Bei den psychischen Beschwerden ist das Verhältnis ähnlich - 65 Prozent im Vergleich zu rund 36 Prozent bei einer guten Unternehmenskultur.
Unterschiede gibt es aber auch beim Umgang der Beschäftigten mit ihren Erkrankungen: Empfinden sie das Betriebsklima als schlecht, hat nahezu jeder Dritte (31 Prozent) im vergangenen Jahr mehr als zwei Wochen bei der Arbeit gefehlt. In der Vergleichsgruppe mit einer positiv erlebten Unternehmenskultur war dies nur etwas mehr als jeder Sechste (knapp 17 Prozent). Und während nur 11,8 Prozent der Beschäftigten, die ihre Unternehmenskultur positiv bewerten, krank zur Arbeit gehen, zeigen Arbeitnehmer in Betrieben mit einem schlechten Betriebsklima häufiger ein riskantes Verhalten (16,7 Prozent).
AOK unterstützt Betriebe
Doch wie lässt sich das Betriebsklima verbessern? Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, hebt dabei neben der besonderen Rolle der Führungskräfte auch die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) hervor, für die sich die AOK seit Jahren engagiert. Mit ihrem Service "Gesunde Unternehmen" unterstützt die AOK Betriebe dabei, auf der Grundlage sorgfältiger Analysen arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren abzubauen und die Zufriedenheit der Beschäftigten zu erhöhen.
Wichtig ist, dass alle Mitarbeiter in den Prozess eingebunden werden. Befragungen haben gezeigt, dass durch BGF Belastungen für die Mitarbeiter abgebaut und die Kooperation der Belegschaft verbessert werden. In der Folge sinken die Krankenstände und die Produktivität erhöht sich.
Der Fehlzeiten-Report analysiert jedes Jahr aktuelle Daten zu krankheitsbedingten Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft. Das WIdO gibt den Report in Kooperation mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin heraus.