AOK-Studie: Studierende sind gestresst

ams-Serie "Gesund und aktiv" (10)

26.10.16 (ams). Zeitdruck, gestiegene Anforderungen und Angst vor Überforderung belasten viele Studierende in Deutschland und führen dazu, dass sie überdurchschnittlich gestresst sind. Das zeigt eine repräsentative Online-Befragung der Universitäten Potsdam und Hohenheim im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Die AOK unterstützt ihre Versicherten bei der Stressbewältigung und will ihre Angebote für junge Menschen ausbauen.

An der bisher umfassendsten Untersuchung rund um die Belastung von Studierenden haben mehr als 18.000 Hochschüler teilgenommen. "53 Prozent weisen ein hohes Stressniveau auf", nennt Studienleiterin Prof. Dr. Uta Herbst vom Lehrstuhl für Marketing an der Universität Potsdam ein wichtiges Ergebnis. Das sind drei Prozent mehr als der Anteil der Arbeitnehmer mit hohem Stressniveau. Einen Grund für das hohe Belastungsgefühl vieler Studenten sieht Herbst in den Folgen der sogenannten Bologna-Reform. Dabei verständigten sich im Jahr 1999 insgesamt 29 europäische Staaten darauf, einen einheitlichen Hochschulraum zu schaffen. Die Folgen waren eine stärkere Reglementierung und eine erhöhte Prüfungsbelastung.

Prüfungsdruck und hohe Erwartungen an sich selbst

"An erster Stelle ist es der hochschulbezogene Stress, der Studierenden zu schaffen macht", sagt Studienleiter Prof. Dr. Markus Voeth von der Universität Hohenheim. "Dazu zählen neben Vorbereitungszeiten auf Prüfungen und dem Anfertigen der Abschlussarbeit die allgemeine Arbeitsbelastung durch das Studium sowie der Stoffumfang in Lehrveranstaltungen. Viele Studierende plagen sich aber auch mit zu hohen Erwartungen an sich selbst." Als stressig empfinden sie es außerdem, das Studium und andere Aktivitäten zeitlich zu vereinbaren. Weniger ins Gewicht fallen dagegen die Pflege von sozialen Kontakten oder die ständige Erreichbarkeit durch moderne Medien. Befragt, wie sich Stress bei ihnen auswirkt, gaben die Befragten am häufigsten Unzufriedenheit, Unruhe, Schlafstörungen, Probleme mit der Konzentration und Lustlosigkeit an.

Doch nicht alle Studenten fühlen sich gleich stark belastet. Die Studie belegt, dass

  • Frauen gestresster sind als Männer,
  • Fachhochschüler über ein höheres Stressniveau klagen als Studierende an Universitäten und Dualen Hochschulen,
  • Studierende staatlicher Hochschulen sich stärker belastet fühlen als Studierende privater Hochschulen,
  • Bachelor-Studenten mehr unter Druck leiden als Studierende, die einen Master oder ein Diplom als Abschuss anstreben.

Geringe Widerstandsfähigkeit im Umgang mit Belastungen

Die meisten Studierenden (68 Prozent) sind in der Lage, die Probleme bei der Stressbewältigung selbst anzugehen. Die Studie zeigt aber auch, dass die Widerstandsfähigkeit von Studierenden im Umgang mit Belastungen nicht besonders ausgeprägt ist. "Spätestens, wenn sich der Stress negativ auf die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit auswirkt, ist es höchste Zeit für professionelle Unterstützung und Beratung", sagt Diplom-Psychologe Hans-Werner Rückert, Leiter der Studienberatung und Psychologischen Beratung der Freien Universität Berlin. Viele Hochschulen bieten ihren Studierenden spezielle Unterstützung an, die von allgemeiner Studienberatung bis hin zu speziellen Angeboten der psychologischen Betreuung reichen.

Die Hälfte der befragten Studenten gab an, dass sie sich den Ausbau von Beratungsangeboten zur Stressbewältigung durch die Hochschule und externe Organisationen wünscht. "Wir verstehen dies als Auftrag, unser spezielles Know-how in Sachen Umgang mit Stress als Gesundheitskasse auch für diese jungen Menschen in Ausbildung und Studium zukünftig noch stärker zu platzieren", betont Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.

AOK-Angebote zur Stressbewältigung

Schon jetzt können Studierende Angebote der AOK zur Stressbewältigung nutzen. Wie sie trotz hoher Anforderungen gelassen bleiben, erfahren sie im Onlineprogramm "Stress im Griff", das individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt ist. Darin lernen sie, "Stressfallen" zu vermeiden, entspannter mit belastenden Situationen umzugehen und neue Verhaltensweisen im Alltag auszuprobieren. Tipps zum Stressmanagement erhalten Versicherte auch in Gesundheitskursen der AOK vor Ort.

Übrigens: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AOK-Studenten-Service beraten Studierende an über 70 Hochschulen in Deutschland direkt auf dem Campus. Sie informieren beispielsweise rund um die gesetzliche Krankenversicherung. AOK-versicherte Studenten können zudem an Onlinevorträgen teilnehmen, in denen sie beispielsweise erfahren, wie sie ihr Studium und ihre Freizeit entspannt unter einen Hut bringen.


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