Blasenentzündungen: Unangenehm, aber oft harmlos

Serie "Gesund und aktiv" (12)

19.12.16 (ams). Frauen sind wesentlich häufiger von einer Blasenentzündung betroffen als Männer, da bei ihnen die Harnröhre kürzer ist. Dadurch gelangen Bakterien leichter in die Blase. "Eine Blasenentzündung ist unangenehm, lässt sich aber meist gut behandeln", sagt Dr. Christiane Roick, stellvertretende Leiterin des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband. Wandern über die Harnröhre Bakterien in die Blase, können sie sich dort stark vermehren und eine Entzündung der Schleimhaut der Harnblase hervorrufen. Betroffene leiden meist unter einem starken Brennen beim Wasserlassen. Oft haben sie auch das Gefühl, Urin gegen einen Widerstand ausscheiden zu müssen. Sie müssen häufiger und oft sehr plötzlich zur Toilette, können dann jedoch oft nur geringe Mengen Urin ausscheiden. Während des Wasserlassens können Schmerzen im Bereich des Unterbauches auftreten, die durch das krampfartige Zusammenziehen der Harnblase entstehen. Bei einer auf die Harnblase beschränkten Entzündung tritt in der Regel kein Fieber auf. Wenn es bei diesen Symptomen bleibt und die Beschwerden nicht öfter als  dreimal im Jahr auftreten, haben Blasenentzündungen bei sonst gesunden Erwachsenen meist keine schwerwiegenden Folgen. Man spricht dann von unkomplizierten Blasenentzündungen.
Tritt Fieber auf, kann dies darauf hindeuten, dass auch die Nieren oder andere Organe, zum Beispiel die Vorsteherdrüse bei Männern, entzündet sind. Neben Fieber und einem beeinträchtigten Allgemeinbefinden ist zudem das Ausstrahlen der Schmerzen in die Flanken oder den Rücken ein Hinweis darauf, dass sich die Entzündung auf die Nieren beziehungsweise Nierenbecken ausgeweitet hat. Daher sollten Patienten bei diesen Anzeichen unbedingt einen Arzt aufsuchen. Ein solcher komplizierter Verlauf ist bei Männern, Kindern, Schwangeren, aber auch Diabetikern mit instabiler Stoffwechsellage häufiger.
 

Um die Diagnose stellen zu können, erfragt der Arzt die Beschwerden und die Krankheitsgeschichte, untersucht die Patienten und testet den Urin auf Bakterien. Daraufhin entscheidet er, ob die Einnahme eines Antibiotikums nötig ist, das bei akuten Harnwegsinfekten oft schnell hilft. Die Patienten nehmen es normalerweise drei bis fünf Tage ein. Wichtig ist, das Antibiotikum so lange einzunehmen, wie der Arzt es verordnet hat, auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind. Sonst können sich Bakterienstämme entwickeln, bei denen die Antibiotika nicht mehr ausreichend wirken. Der Arzt kann außerdem ein Schmerzmittel verordnen.
Um die Therapie zu unterstützen, sollten Patienten mindestens zwei Liter am Tag trinken. Patienten mit Herzschwäche sollten die Trinkmenge zuvor mit ihrem Arzt absprechen. Gut geeignet sind Wasser sowie Kräuter- und Früchtetees. Manchen Menschen helfen auch Nieren- und Blasentees. Die Wirkung von harntreibenden pflanzlichen Mitteln oder Präparaten mit Bärentraubenblättern, Cranberrys oder Moosbeeren, die Entzündungen hemmen sollen, ist nicht nachgewiesen. Das gilt auch für homöopathische Mittel und Anwendungen aus der traditionellen chinesischen Medizin. Wichtig ist, die Blase regelmäßig und vollständig zu entleeren. Schmerzen können auch mit Wärme - etwa einer Wärmflasche - gelindert werden. 

Tipps zur Vorbeugung

Doch was kann man tun, um Blasenentzündungen vorzubeugen? Folgende Tipps können helfen:

  • Täglich über den Tag verteilt mindestens zwei Liter trinken. Patienten mit Herzschwäche sollten die Trinkmenge zuvor mit ihrem Arzt absprechen.
  • Die Blase regelmäßig und vollständig entleeren.
  • Nach dem Toilettengang den Intimbereich von vorn nach hinten reinigen, damit keine Bakterien vom Darm- oder Scheidenausgang zur Harnröhre transportiert werden.
  • Eine gute Intimhygiene mit Wasser und Seife ist ausreichend. Intimsprays und Scheidenspülungen sollten nicht benutzt werden, da sie die bakterielle Besiedlung der Scheide verändern und dadurch Blasenentzündungen begünstigen können.
  • Das gilt auch für spermienabtötende Mittel und Diaphragmen. Besser ist es, andere Verhütungsmethoden auszuprobieren.
  • Nach dem Geschlechtsverkehr auf die Toilette gehen und Wasser lassen, damit die Bakterien aus der Harnröhre gespült werden.
  • Füße und Unterleib warm halten, das Sitzen auf kalten Unterlagen vermeiden.


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