Der Venenschwäche regelmäßig davonlaufen

Gesunde Beine

25.07.17 (ams). Wenn die Knöchel am Abend geschwollen sind und sich die Beine müde anfühlen, deutet das auf eine Venenschwäche, auch Veneninsuffizienz genannt, hin. Eine Venenschwäche beginnt, wenn sich die Venenklappen nicht mehr richtig schließen. Diese Ventile sorgen dafür, dass das Blut in den Beinen nicht in Richtung Fuß absackt, sondern zurück zum Herzen fließt. Wenn die Venen dauerhaft erweitert sind, unregelmäßig geschlängelt und als Unebenheit sichtbar, dann spricht man von Krampfadern. Sie werden auch als "variköse Venen" oder "Varizen" bezeichnet. Varizen können violett oder bläulich durch die Haut schimmern, sind geschwollen und treten manchmal deutlich nach außen vor. Krampfadern sind keine Frage des Alters. Schon Frauen um die 30 können bläulich verfärbten Venen oder kleine sich verzweigende Blutgefäße, die sogenannten Besenreiser, haben. Doch die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Schätzungsweise 20 Prozent der Erwachsenen bekommen Krampfadern, Frauen öfter als Männer. Am häufigsten finden sich die violett oder bläulich durch die Haut schimmernden Krampfadern an den Waden oder Innenseiten der Beine.
Viele Menschen empfinden schon die weniger ausgeprägte Version, die Besenreiser, als störend. Sie heißen so, weil ihre feinen Verästelungen unter der Haut an dünne Zweige (Reisig) erinnern. "Nicht jede Krampfader ist gleich ein Alarmzeichen. Schon gar nicht Besenreiser. Meist handelt es sich dabei nur um ein kosmetisches Problem und kein gesundheitliches", sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Langes Sitzen und wenig ausgleichende Bewegung können dazu führen, dass aus der Venenschwäche eine Erkrankung wird. Auch starkes Übergewicht beeinflusst die Venen. Manche Menschen haben eine erblich bedingte Neigung zu Krampfadern. Bei Frauen treten Krampfadern häufig in der Schwangerschaft zum ersten Mal auf. Die hormonell bedingten Veränderungen des Körpergewebes und das zusätzliche Gewicht führen dazu, dass das Blut aus den Beinvenen schlechter abfließen kann. Auch starkes Übergewicht erhöht den Druck in den Beinen und Venen, was besonders bei Frauen die Entstehung von Krampfadern begünstigt.


Sendefertige Radio-O-Töne mit Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband

Was sind Krampfadern?

Download MP3

Risikofaktoren

Download MP3

Mögliche Komplikationen und Folgen

Download MP3

Bei Männern wird eine Venenschwäche erst in einem späteren Stadium sichtbar, weil bei ihnen das Bindegewebe fester ist. Oft zeigen sich bräunliche Verfärbungen der Haut oder Ekzeme, bevor beim Mann Krampfadern sichtbar werden. Wenn Beschwerden wie schwere, müde oder geschwollene Beine, Hitzegefühl, ein Kribbeln, Ziehen oder Spannungsgefühl oder auch ein ziehender, stechender Schmerz in den Beinen auftreten, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Doch nicht nur Venen können im Bein Probleme machen, sondern auch Arterien. Betroffene bemerken im frühen Stadium keine optisch hervortretenden Gefäße, spüren aber einen typischen Schmerz: Während man auf gerader Strecke ganz normal laufen kann, tut ein Bein beim Treppensteigen oder wenn es etwas steiler bergauf geht plötzlich weh. Sobald man stehen bleibt, lässt der Schmerz sofort nach. Von außen betrachtet wirkt dieses Gehen mit Pausen wie ein Einkaufsbummel. Daher wird umgangssprachlich auch von der Schaufensterkrankheit gesprochen. Wer diese typischen Schmerzen beim Gehen oder Treppensteigen spürt, sollte einen Arzt um Rat fragen. Mediziner nennen das Durchblutungsproblem der Beinarterien "periphere arterielle Verschlusskrankheit" (PaVK). Betroffen sind zumeist Menschen über 60 Jahre, Raucherinnen und Raucher sowie Menschen mit Diabetes.
Auch wenn die Ursachen und Krankheitsbilder von Venen- und Arterienproblemen der Beine unterschiedlich sind, kann man beiden im wahrsten Sinne des Wortes davonlaufen. "Gehen Sie konsequent dagegen an", sagt Ärztin Debrodt. "Menschen, die eine Veranlagung zu Krampfadern haben, können diese kaum verhindern. Aber ihre krankhaften Folgeerscheinungen schon." Die AOK-Expertin empfiehlt moderates Training, etwa Laufen, Wandern, Nordic Walking, Radfahren und Schwimmen. Wichtig ist es, die Durchblutung der Beine mehrmals pro Woche anzuregen und die Muskeln zu trainieren. Hier empfiehlt Debrodt dreimal pro Woche mindestens eine halbe Stunde Sport. Eine kräftige Beinmuskulatur unterstützt die Venen nämlich beim Zurückpumpen des Blutes zum Herzen. Im frühen Stadium der „Schaufensterkrankheit“ kann durch ein Gehtraining erreicht werden, dass sich die Sauerstoffversorgung des betroffenen Gebietes wieder verbessert. Es können sich Umgehungskreisläufe bilden. Wichtig ist, dass das Training regelmäßig stattfindet; es sollte immer mit dem Arzt abgestimmt sein.
Doch auch kleine Übungen können im Alltag weiterhelfen, bei längeren Sitzungen am Schreibtisch oder im Flugzeug beispielsweise einfache Fußgymnastik: zehnmal abwechselnd den Vorderfuß und die Fersen anheben und zwei Sekunden halten.
 

Zum ams-Ratgeber 07/17