Parkinson: Engmaschige Betreuung lindert die Beschwerden
ams-Serie "Pflege" (7)
25.07.17 (ams). Parkinson - diese Diagnose belastet die betroffenen Menschen stark, denn Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, die häufig zu Pflegebedürftigkeit führt. "Es gibt aber wirksame Behandlungsmöglichkeiten, durch die sich die Beschwerden lindern lassen", sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. So können die meisten Patienten in der Anfangsphase ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen.
Etwa ein bis zwei von 1.000 Menschen in Deutschland leiden an der Parkinson-Krankheit, schätzt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Ältere Menschen sind deutlich häufiger betroffen. Je nach Ursache werden verschiedene Formen der Erkrankung unterschieden. Am häufigsten ist das sogenannte idiopathische Parkinson-Syndrom. "Idiopathisch" bedeutet, dass keine Ursache gefunden werden kann.
Bei der Parkinson-Krankheit wird im Gehirn zu wenig des wichtigen Botenstoffes Dopamin hergestellt. Der Dopaminmangel führt dazu, dass Nervenreize schlechter übertragen werden. "In der Folge kommt es zu Bewegungsstörungen und anderen Beschwerden", erklärt AOK-Ärztin Debrodt.
Typische Anzeichen für die Parkinson-Krankheit sind:
- Bewegungshemmung (Akinese): Bewegungen fallen Betroffenen zunehmend schwer. Sie gehen beispielsweise nur noch zögerlich, mit kurzen, kleiner werdenden Schritten, und schwingen die Arme beim Gehen nicht mehr mit. Es fällt ihnen schwer, die Schuhe zuzubinden, ihr Gesicht erscheint zunehmend maskenartig, sie sprechen leise und monoton. Dazu können Schluckstörungen kommen.
- Muskelsteife (Rigor): Die Muskelanspannung ist erhöht. Vor allem die Arme, die Beine und der Hals können steif und angespannt sein. Das kann zu Muskelschmerzen führen.
- Zittern in Ruhe (Ruhetremor): Ein typisches Symptom ist das Zittern trotz Entspannung. Besonders häufig zittern die Hände, wodurch die Handschrift kleiner und undeutlicher wird. Emotionen, Stress und Kälte können den Tremor verstärken. Es gibt allerdings verschiedene Tremorformen; nicht für jedes Zittern ist die Parkinson-Krankheit verantwortlich. Um Fehldiagnosen zu vermeiden, sollten Betroffene einen Neurologen aufsuchen.
- Störung der Stabilität der aufrechten Körperhaltung: Das Gleichgewicht ist gestört. Dadurch sind der Gang und Stand der Betroffenen unsicher, das Sturzrisiko ist erhöht. Dieses Symptom tritt meist erst im späteren Verlauf der Erkrankung auf.
- Weitere Symptome: Mögliche weitere Anzeichen sind Blasen- und Verdauungsstörungen, Kreislaufprobleme, eine erhöhte Talgproduktion der Haut, Konzentrationsstörungen sowie Depressionen.
Die Erkrankung entwickelt sich schleichend
Die Erkrankung entwickelt sich schleichend. Erste Symptome werden oft als normale Alterserscheinungen betrachtet. "Wer Anzeichen bemerkt, sollte sich von einem Neurologen untersuchen lassen", empfiehlt Debrodt.
Ist die Diagnose gestellt, wird die Erkrankung in der Regel mit Medikamenten behandelt, die darauf abzielen, das fehlende Dopamin zu ersetzen. Damit lassen sich die Beschwerden im Frühstadium meist wirksam lindern; viele Patienten sind dadurch einige Jahre weitgehend beschwerdefrei. Im Verlauf der Erkrankung müssen die Art und Dosierung der Mittel immer wieder angepasst werden. "Eine gute ärztliche Betreuung ist daher sehr wichtig", sagt Debrodt.
Auch wenn viele Patienten ihre Erkrankung in der Anfangsphase gut im Griff haben und Jüngere meist weiterhin berufstätig sein können, haben sie Angst, mit der Zeit unselbstständig und pflegebedürftig zu werden. Diese Belastung kann zu Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen führen. Um mit Zukunftsängsten besser zurechtzukommen, kann eine psychologische Beratung und Begleitung hilfreich sein.
Bewegung und Therapien tun vielen Betroffenen gut
Vielen Betroffenen tut zudem Bewegung gut, zum Beispiel Wandern, Radfahren, Yoga oder Tai Chi. Laut IQWiG zeigen Studien, dass Bewegungsübungen dazu beitragen können, die Beweglichkeit und Bewegungsgeschwindigkeit zumindest kurzfristig zu verbessern. Weitere Therapien können sich ebenfalls positiv auswirken: So unterstützt eine Ergotherapie die Patienten dabei, ihre Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten, und eine Sprachtherapie kann helfen, klarer und deutlicher zu sprechen. Generell tut es vielen Menschen mit Parkinson gut, so weit wie möglich aktiv zu bleiben. "Schreitet die Erkrankung voran, ist es sinnvoll, Bewegung, Alltagsaktivitäten und berufliche Tätigkeiten an die eigenen Möglichkeiten anzupassen", empfiehlt Debrodt.