Kondome, PrEP und PEP: Was vor dem HI-Virus schützt
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
25.10.18 (ams). Seit die Immunschwächekrankheit Aids Anfang der 1980er Jahre erstmals beschrieben wurde, hat sich viel getan. Doch Grund zur Sorglosigkeit ist das nicht, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband: "Obwohl in den vergangenen Jahren viele medizinische Fortschritte erzielt wurden, ist die Krankheit noch immer nicht heilbar. Da über 90 Prozent der HIV-Neuinfektionen in Deutschland durch sexuelle Kontakte übertragen werden, sind persönliche Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung."
Aids ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die durch das HI-Virus ausgelöst wird. Dieses Virus schädigt und zerstört Zellen der eigenen Immunabwehr. Die Betroffenen werden anfälliger für Infektionen, mit denen der Körper normalerweise problemlos fertig wird, sowie für bestimmte Krebsarten. HIV-infiziert zu sein, bedeutet noch nicht, an Aids erkrankt zu sein. Erst, wenn sich die körpereigene Abwehr gegen bestimmte Infektionskrankheiten nicht mehr wehren kann, spricht man von Aids. HIV gehört zu den Krankheitserregern, die schwer übertragbar sind - im Gegensatz etwa zu einer Virusgrippe, die durch Niesen oder Anhusten verbreitet wird. Übertragen wird das Virus meist durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Menschen. Möglich ist auch die Infektion durch Blut oder verschmutzte Nadeln und Spritzen. Unbehandelte Mütter können das HI-Virus während der Schwangerschaft, Geburt oder durch das Stillen des Kindes übertragen.
Sendefertiger Radio-O-Ton mit Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband
Im Alltag besteht dagegen keine Ansteckungsgefahr, etwa beim Benutzen des gleichen Geschirrs, beim Sport oder im Schwimmbad. Auch das Anfassen und Küssen oder die Pflege von Betroffenen ist nicht ansteckend.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lebten Ende 2016 rund 88.400 Menschen mit einer HIV-Infektion oder Aids-Erkrankung in Deutschland, pro Jahr kommen etwa 3.100 Neuinfektionen dazu. Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember, der seit 1988 jährlich begangen wird, erinnert wieder eine Vielzahl von Veranstaltungen und Solidaritätsbekundungen an die Erkrankung und die davon Betroffenen.
Kondome, PrEP und PEP – es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, sich vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus zu schützen. „Kondome bieten gleich einen mehrfachen Schutz: Sie schützen vor HIV und verringern gleichzeitig das Risiko einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten“, sagt Ärztin Debrodt.
Bei der PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) wird vorsorglich vor dem Eingehen eines risikobehafteten Sexualkontaktes zumeist eine Kombination aus zwei antiretroviralen Medikamenten zum Schutz vor einer Infektion mit dem HIV-Erreger eingenommen. Aktuell ist die PrEP nur auf Privatrezept zu haben, soll aber in Zukunft von den Krankenkassen bei entsprechender Indikation übernommen werden (siehe Stichwort: PrEP). Die PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) wird nach dem Geschlechtsverkehr angewendet, wenn man davon ausgeht, dass dabei ein hohes HIV-Infektionsrisiko bestanden hat. Dabei wird üblicherweise über einen Zeitraum von vier Wochen eine Kombination von drei Medikamenten verschrieben. Mit einer PEP muss so schnell wie möglich nach dem HIV-Infektionsrisiko begonnen werden: am besten innerhalb von 24 Stunden, spätestens nach 48 Stunden. Die AIDS-Hilfe informiert auf ihren Webseiten über Kliniken, die PEP anbieten.
Rechtzeitig mit medikamentöser Therapie beginnen
Rund 12.700 Menschen in Deutschland sind mit dem HI-Virus infiziert, wissen aber nichts davon. Um herauszufinden, ob es zur Ansteckung gekommen ist, kann man anonym bei Aidshilfen, Gesundheitsämtern oder in Arztpraxen einen HIV-Test machen lassen. Seit Kurzem gibt es zudem einen HIV-Selbsttest, den man zu Hause durchführen kann (siehe Stichwort HIV-Selbsttest). „Es ist wichtig, Bescheid zu wissen: Ist das Testergebnis negativ, gibt das Sicherheit, und man kann sich mit Safer Sex weiter vor HIV schützen. Ist das Testergebnis positiv, ist zunächst ein zweiter Bestätigungstest erforderlich, den man am besten bei einem spezialisierten Arzt macht. Ist auch dieser Test positiv, kann man mit einer Behandlung beginnen“, so Debrodt. Menschen mit HIV können heute dank der Behandlung mit HIV-Medikamenten sehr lange mit dem Virus leben. Man geht von einer fast normalen Lebenserwartung aus. Dabei sollte rechtzeitig mit der medikamentösen Therapie begonnen werden. Die meist gut verträglichen Medikamente müssen dauerhaft und regelmäßig eingenommen werden.
Stichwort: HIV-Selbsttest
Wer sich bisher auf das Virus HIV testen lassen wollte, konnte dies anonym und mit Beratung bei Aidshilfen, Gesundheitsämtern oder in Arztpraxen machen. Seit Herbst 2018 gibt es ein noch einfacheres Verfahren: den HIV-Selbsttest, der in Apotheken und Drogerien mit Fachpersonal oder via Internet erhältlich ist. Der Deutsche Bundesrat hat am 21. September 2018 den freien Verkauf beschlossen. Beim HIV-Selbsttest, der zu Hause gemacht werden kann, wird etwas Blut aus der Fingerkuppe abgenommen und in die Testapparatur gegeben. Der Test zeigt nach ungefähr einer Viertelstunde an, ob sich Antikörper gegen das Virus finden. Er erlaubt eine sichere Aussage erst circa zwölf Wochen nach einem Risikokontakt. Es sollten nur zugelassene Tests mit CE-Zeichen verwendet werden. Wichtig - insbesondere beim Onlinekauf: Der Test sollte ein CE-Prüfzeichen tragen, für die Anwendung durch Laien in Europa zugelassen sein und laut Beschreibung über eine hohe Sensitivität und Spezifizität verfügen. Bei einem reaktiven Ergebnis ist in jedem Fall ein Bestätigungstest, etwa in einer Arztpraxis oder im Gesundheitsamt, erforderlich. Einen Überblick über die HIV-Tests, die Kosten und wie sie eingesetzt werden, bietet die Deutsche AIDS-Hilfe.
Ein Online-Beratungsangebot zu den Tests findet sich auf den Webseiten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).
Stichwort: PrEP
Die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) wirkt vorbeugend und soll Versicherten mit substanziellem (sehr hohem) HIV-Infektionsrisiko eingeräumt werden. Die genaue Indikation muss hier noch geregelt werden. Bisher konnte die PrEP vom Arzt nur auf Privatrezept verschrieben werden. Voraussichtlich ab dem Frühjahr 2019 soll sie dann bei entsprechender Indikation auch auf Kassenrezept erhältlich sein, die Krankenkassen übernehmen dann die Kosten für das Medikament. Das ist im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) festgelegt, dessen Entwurf Ende September 2018 das Bundeskabinett passiert hat.
Bei korrekter Einnahme schützt die PrEP in hohem Maße vor einer HIV-Infektion. Die Einnahme sollte jedoch nur unter ärztlicher Betreuung erfolgen. Außerdem sollten regelmäßig Tests auf weitere sexuell übertragbare Krankheiten (STI) durchgeführt werden, denn die PrEP schützt vor HIV – nicht aber vor Syphilis, Chlamydien und Co.
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