Süß war gestern: Weniger Zucker für mehr Gesundheit

ams-Serie „Patientenwissen“ (10)

25.10.18 (ams). Der individuelle Zuckerkonsum in Deutschland liegt deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation - mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit. So gelten fast 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland als übergewichtig. Um diesen Trend aufzuhalten, spielt die Verringerung des Zuckerkonsums eine maßgebliche Rolle. Gesunde Rahmenbedingungen und eine gute Ernährungskompetenz sind daher  notwendig, um den Zuckerverbrauch der Bevölkerung zu reduzieren. Nach dem erfolgreichen Auftakt im Jahr 2017 hatte der AOK-Bundesverband am 17. Oktober 2018 zum 2. Deutschen Zuckerreduktionsgipfel eingeladen, um gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Gesundheitsbranche sowie Lebensmittelindustrie und -handel über die nächsten Schritte einer gesamtgesellschaftlichen Strategie zur Zuckerreduktion in Deutschland zu diskutieren. Unter den Teilnehmern waren auch Bundesernährungsministerin Julia Klöckner und der US-amerikanische Wissenschaftler und Arzt Professor Robert H. Lustig.

"Es ist erfreulich, dass Bewegung ins Thema kommt. Prominente Vertreter der Lebensmittelindustrie haben inzwischen das Risiko des übermäßigen Zuckerkonsums erkannt und Reduktionsstrategien gestartet. Das ist ein erster Schritt, kappt aber leider nur die Spitze des Zuckerbergs. Wir setzen darauf, dass weitere Akteure Verantwortung übernehmen und sich der von der Politik geplanten nationalen Reduktionsstrategie anschließen. Dazu gehört eine Einigung auf kurzfristig nachvollziehbare und messbare Reduktionsziele", sagt Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Litsch unterstrich jedoch, dass nur eine breit angelegte Strategie zu einem dauerhaften und spürbaren Rückgang des Zuckerkonsums führt: "Der Erfolg hängt auch entscheidend davon ab, wie ernst die Lebensmittelindustrie ihre jetzt geschlossene Vereinbarung nimmt. Wir werden die Umsetzung des Grundsatzpapiers daher aufmerksam verfolgen. Dafür wird auch unser neu gegründetes Bündnis ‚Aktion weniger Zucker‘ sorgen."

SECHS FAKTEN ZUM ZUCKER

  1. Der Mensch isst gern süß, weil er schon seit der Steinzeit weiß: Süß bedeutet ungiftig und energiereich.
  2. Etwa 90 Gramm Zucker verzehrt ein Mensch in Deutschland pro Tag. Das sind etwa 30 Stück Würfelzucker. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, maximal 25 Gramm zugesetzten Zucker täglich zu sich zu nehmen. Das entspricht etwa sechs Teelöffeln.
  3. Der Körper braucht Zucker - aber in Maßen. Zucker gehört zu den Kohlenhydraten, die der Körper zur Energiegewinnung nutzt. Sie sind quasi der Treibstoff für Muskeln und Gehirn.
  4. Einfach- und Zweifachzucker aus Süßigkeiten verarbeitet der Körper sehr schnell. Die Folge: Schon kurz nach dem Essen hat man wieder Hunger. Mehrfachzucker, das heißt Stärke, zum Beispiel aus Vollkornprodukten, wird langsamer verarbeitet. Die Energie, die der Körper dabei gewinnt, hält länger vor - und man bleibt länger satt.
  5. Die Säure, die in Cola oder Limo enthalten ist, überdeckt den Süßgeschmack. Dadurch wird der Eindruck erweckt, Cola sei gar nicht so süß und zuckrig.
  6. Fruktose, Glukose, Saccharose... es gibt 70 unterschiedliche Begriffe für Zucker. Oftmals enden die Begriffe auf „ose“.

Politische Rahmenbedingungen verändern

Neben dem AOK-Bundesverband haben sich die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten, die Deutsche Diabetes Gesellschaft, das Ethnomedizinische Zentrum e. V. sowie die Verbraucherschutzorganisation foodwatch e. V. der Initiative angeschlossen. Zusammen wollen alle Partner die politischen Rahmenbedingungen verändern, um eine gesunde Ernährung für alle Bevölkerungsschichten zu erleichtern, heißt es im gemeinsamen Grundsatzpapier. Zentrale Ziele sind ein Verbot des Kindermarketings für zucker- sowie hochkalorische Lebensmittel, eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung, steuerliche Anreize für die Industrie, gesündere Rezepturen sowie verbindliche Standards für die Kita- und Schulverpflegung.

Aktuelle Erhebungen zeigen, dass rund 80 Prozent der Fertigprodukte in Supermärkten zugesetzten Zucker enthalten, der für Verbraucher nur schwer erkennbar ist. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung belegt, dass rund 92 Prozent der Eltern den Gesamtzuckergehalt von Lebensmitteln und Getränken gar nicht einschätzen können. Aus Sicht der AOK gilt es daher, die Gesundheitskompetenz der Verbraucher zu stärken.


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Zuletzt aktualisiert: 01-03-2021