Mit Bewegung und Ernährung die Entzündung eindämmen

Rheumatoide Arthritis

25.02.19 (ams). Für Rheumapatienten gibt es neben der medikamentösen Behandlung weitere wichtige Möglichkeiten, ihre Lebensqualität zu beeinflussen. Bewegung ist die zweite Säule in der Therapie der rheumatoiden Arthritis, der häufigsten entzündlichen Rheumaform. In den Phasen zwischen Schüben und bei Rheuma im Frühstadium gilt es, sich aufzuraffen, selbst wenn man erschöpft ist oder nicht schmerzfrei. Auch mit einer vollwertigen Ernährung können Patienten die Erkrankung positiv beeinflussen. Worauf sie bei Sport und Speisen achten sollten, erklärt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Viele Menschen mit entzündlichem Rheuma neigen dazu, sich so wenig wie möglich zu bewegen: weil die Gelenke schmerzen, weil sie Angst haben, die Gelenke noch mehr zu schädigen oder weil sie befürchten, einen Krankheitsschub auszulösen oder auch, weil sie durch die Erkrankung sehr erschöpft sind. Tatsächlich galt früher eher der Rat, sich zu schonen. Heute ist das anders. "Wenn Rheumapatienten sich zu wenig bewegen, bleibt die Behandlung unter ihrem Potenzial", sagt Ärztin Dr. Maroß. "Körperliche Aktivität verbessert auch bei Rheumapatientinnen und -patienten die Gesundheit und hilft, die kranken Gelenke beweglich zu halten."


Sendefertige Radio-O-Töne mit Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband

Bewegung ist wichtig

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Geeignete Sportarten

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WAS IST EINE RHEUMATOIDE ARTHRITIS?
Rheuma ist ein Sammelbegriff für mehr als 100 verschiedene Krankheitsformen. Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Rheumaform. Etwa ein Prozent der Bevölkerung  sind betroffen, darunter doppelt so viele Frauen wie Männer. Bei der rheumatoiden Arthritis (früher auch chronische Polyarthritis genannt) entzündet sich die Gelenkinnenhaut - vermutlich aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems. Die Erkrankung beginnt meist nach dem 50. Lebensjahr. Zunächst sind oft die Gelenke an Fingern und Zehen betroffen, sie schmerzen und schwellen  an. Charakteristisch ist die sogenannte Morgensteife: Beim Aufwachen sind die Gelenke besonders unbeweglich. Im Laufe von Wochen und Monaten können mehr und mehr Gelenke erkranken. Neben Medikamenten, die Schmerzen lindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten sollen, besteht die Behandlung je nach Krankheitsstadium und -schwere auch aus nicht medikamentösen Verfahren. Kurse zur Schmerzbewältigung, sozialrechtliche Beratung und Selbsthilfegruppen können weitere Bausteine sein.

Ausdauertraining steigert die Lebensqualität

So hat sich in Studien gezeigt, dass die Lebensqualität durch zwei- bis dreimal die Woche Ausdauertraining steigt. Die Patientinnen und Patienten sind in ihrem Alltag weniger eingeschränkt und die Schmerzen gehen zurück. Andere Studien haben Kräftigungsübungen mit leichten Gewichten oder Geräten untersucht: Auch dadurch haben sich die Beeinträchtigungen durch die Erkrankung verringert. "Das legt nahe, dass Sport entzündungsfördernde Botenstoffe im Körper hemmen kann", so Dr. Maroß. Allgemein zeigen die Forschungsergebnisse, dass körperliche Aktivität die Fitness, Kraft und Beweglichkeit bei Rheumapatienten verbessern und die rheumabedingte Erschöpfung lindern kann. Als zusätzlicher Effekt wirkt sich körperliche Aktivität positiv auf Herz und Kreislauf aus, was für Rheumapatienten besonders wichtig ist, weil sie ein höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall haben. Zudem beugt Bewegung einer Osteoporose vor, im Volksmund Knochenschwund genannt - ebenfalls ein Risiko bei rheumatischen Erkrankungen. Geeignet für Rheumapatienten sind Sportarten, die die Gelenke schonen und nicht zu mehr Beschwerden führen. Empfohlen werden Schwimmen und Wassergymnastik - vor allem in lauwarmem Wasser -, Radfahren, (Nordic) Walking, Tai-Chi, Yoga oder Training an Geräten. Sportarten dagegen, bei denen starke Erschütterungen, Fehlhaltungen und einseitige Belastungen auftreten, kommen nicht infrage. Tennis, Fußball, Handball, Basketball zum Beispiel scheiden also eher aus. Was immer gilt: In Zeiten einer akuten Entzündung sollte das Training ruhen. Speziell für Rheumakranke hat die Deutsche Rheuma-Liga zusammen mit Physiotherapeuten das sogenannte Funktionstraining entwickelt. Die speziellen Übungen dienen dazu, die kranken Gelenke in ihren Funktionen beweglich zu halten. Bewegung ohne Belastung lautet dabei das Prinzip.

Auf Ernährung achten

Auch eine ausgewogene Ernährung, die Entzündungsschüben vorbeugt, kann die Behandlung von Rheuma gut ergänzen. Wer seine Ernährung umstellt und damit langfristig sein Gewicht reduziert, entlastet seine Gelenke zusätzlich. Rheumapatienten sollten Lebensmittel mit viel Arachidonsäure vermeiden, denn größere Mengen davon fördern Entzündungen. Arachidonsäure ist in den meisten tierischen Nahrungsmitteln enthalten, wie Fleisch, Wurst, Milch, Käse, Sahne oder Eier. Diese Lebensmittel gilt es also möglichst vom Speiseplan zu streichen. Mit maximal zwei kleinen Fleischportionen in der Woche ist die empfohlene Höchstmenge von 350 Milligramm Arachidonsäure pro Woche bereits erreicht.

Lebensmittel können entzündungshemmend wirken

Entzündungshemmend dagegen wirken zum einen Lebensmittel mit der Fettsäure des Fischöls - also fetter Seefisch wie Hering, Lachs und Makrele. Zum anderen haben Lebensmittel mit Linolsäure einen anti entzündlichen Effekt. Linolsäure ist vor allem in pflanzlichen Ölen wie Lein-, Raps-, Weizenkeim-, Soja- und Walnussöl zu finden. Pflanzliche Lebensmittel - Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Getreide, Kräuter und Gewürze - enthalten keine Arachidonsäure, dafür aber viele antioxidative Substanzen, die ebenfalls Entzündungen eindämmen können. Rheumapatienten müssen sich also nicht quälen. Sie können es sich mit einer vollwertigen Ernährung, die viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, pflanzliche Öle und möglichst zweimal die Woche Seefisch enthält, gut gehen lassen. Auch bei ihrem Bewegungsprogramm muss nicht nur die Bekämpfung des Schmerzes im Vordergrund stehen. Dr. Maroß: "Die Patienten sollten sich nach ihren Vorlieben richten und sich eine Sportart oder Bewegungsform suchen, die ihnen gut tut und Spaß macht."


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