Infektion am Augenlid: Finger weg vom Gerstenkorn!

Ansteckungsgefahr vermeiden

29.04.19 (ams). Jeder, der schon einmal ein Gerstenkorn hatte, weiß: Es ist unangenehm und schmerzhaft. Mit einem Eiterknötchen am Augenlid fängt es an, das Lid wird rot, schwillt an und ist druckempfindlich. Ausgelöst wird ein Gerstenkorn durch eine Infektion mit Bakterien. Meist verläuft die Entzündung harmlos: Das Gerstenkorn platzt nach einiger Zeit auf und der angesammelte Eiter tritt aus. Bilden sich Gerstenkörner häufiger, kann das auf ein schwaches Immunsystem oder eine Krankheit hinweisen. Ein Gerstenkorn, in der Fachsprache Hordeolum genannt, entsteht am Rand oder auf der Innenseite des Augenlids. Dort sitzen Schweiß- und Talgdrüsen. Gelangen Bakterien in die Drüsen, können diese sich entzünden. In der Regel handelt es sich bei den Bakterien um Staphylokokken, die auf der Haut und den Schleimhäuten siedeln. Über die Hände geraten sie leicht ins Auge. Es gibt ein inneres und ein äußeres Gerstenkorn: Das äußere entsteht durch die Entzündung von Schweiß- und Talgdrüsen am Augenlid. Es kommt seltener vor als das innere Gerstenkorn, bei dem sich die Talgdrüsen am Innenrand des Lids (Meibom-Drüsen) entzünden. "Oft versucht man, an der betroffenen Stelle herumzudrücken. Das kann aber dazu führen, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet und zum Beispiel auch das andere Auge in Mitleidenschaft gezogen wird. Die wichtigste Regel ist daher, Finger weg vom Gerstenkorn", sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. Damit sich andere Menschen nicht anstecken, sollten auch sie sich regelmäßig ihre Hände waschen und eigene Handtücher benutzen.


Sendefertige Radio-O-Töne mit Anja Debrodt, Ärztin im AOK Bundesverband

Symptome eines Gerstenkorns

Download MP3

Wann man zum Arzt gehen sollte

Download MP3

In der Regel heilt ein Gerstenkorn nach einigen Tagen von selbst wieder ab. Zu Komplikationen wie beispielsweise einer Bindehautentzündung, einer Entzündung der Augenhöhle oder einem Lidabszess kommt es nur selten. "Zeigt sich aber nach einer Woche gar keine Besserung oder werden die Symptome schlimmer, sollte man einen Arzt aufsuchen und es abklären lassen", rät Ärztin Debrodt. Denn es kann noch andere Ursachen für eine Entzündung am Auge geben. So ist ein Gerstenkorn zum Beispiel einem Hagelkorn (Chalazion) sehr ähnlich und kann leicht verwechselt werden.

Ein Hagelkorn ist eine chronische Entzündung der Liddrüse, die nicht eitrig ist und auch nicht weh tut. Ursache hierfür ist meist ein verstopfter Drüsengang. Ein Hagelkorn ist - im Gegensatz zum Gerstenkorn - nicht ansteckend. Im Internet finden sich viele Hausmittel gegen Gerstenkörner, die jedoch nicht immer zielführend sind. Oft werden feuchte Kompressen, zum Beispiel Teebeutel, oder Breiauflagen als Hilfsmittel empfohlen. "Die Feuchtigkeit kann die Haut jedoch aufweichen und dafür sorgen, dass sich die Erreger weiter verteilen. Feuchtwarme Kompressen sind daher eher ungeeignet", so Debrodt.  Sinnvoller ist trockene Wärme, zum Beispiel mithilfe einer Rotlichtlampe. Mit dieser kann das Gerstenkorn zwei- bis dreimal am Tag für einige Minuten bestrahlt werden. Die Lampe wird dabei circa 20 bis 40 Zentimeter vor dem geschlossenen Auge positioniert - dabei nicht ins Rotlicht gucken! Dank der Wärme wird sich das Gerstenkorn schneller öffnen und, nachdem der Eiter abgeflossen ist, abheilen. Damit sich die Infektion nicht ausbreitet, kann der Augenarzt außerdem antibiotikahaltige Salben oder Augentropfen verschreiben. Öffnet sich das Gerstenkorn nicht von allein und nimmt der Druckschmerz weiter zu, muss es vom Augenarzt unter örtlicher Betäubung geöffnet werden. Treten häufiger Gerstenkörner auf, können ein geschwächtes Immunsystem oder Krankheiten wie Diabetes mellitus dahinterstecken - dies sollte daher auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden. Damit sich ein Gerstenkorn gar nicht erst entwickelt, gibt es einige Vorsorgemaßnahmen, so Ärztin Debrodt: "Regelmäßig die Hände waschen und sich nicht mit schmutzigen Händen an die Augen fassen. Das gilt besonders auch für Kontaktlinsenträger. Beim Abschminken nicht zu stark die Augen reiben. Und bei Kindern sollte man darauf achten, dass sie sich nach dem Spielen draußen immer die Hände waschen."


Zum ams-Ratgeber 04/19