Besuch beim Kinderarzt: Mit Ruhe und gut vorbereitet
Ehrlich und gelassen läuft’s besser
23.05.19 (ams) Mit einem kranken Kind zum Arzt zu gehen, ist oft purer Stress: Das Kind ist quengelig, das Wartezimmer voll, die Wartezeit lang. Da sind die Nerven schon angespannt, bevor die Untersuchung begonnen hat. Es gibt jedoch einige Verhaltensregeln und Tricks, mit denen sich der Arztbesuch leichter überstehen lässt. Besonders wichtig: Eltern sollten versuchen, möglichst viel Ruhe auszustrahlen. Sind sie gestresst oder sehr besorgt, überträgt sich das schnell auf den Nachwuchs.
Eltern können ihre Kinder schon frühzeitig darauf einstimmen, was bei einem Arztbesuch abläuft - am besten, wenn das Kind gesund ist. Dabei helfen zum Beispiel Bilderbücher zum Thema oder ein Spielzeug-Arztkoffer, mit dem der Nachwuchs Untersuchungen schon mal selbst spielerisch ausprobieren kann. In vielen Städten werden mittlerweile sogenannte Teddybär-Kliniken angeboten. Über die "Versorgung" ihrer Kuscheltiere durch Medizinstudentinnen und -studenten lernen Kinder dort einen spielerischen Umgang mit dem Arztbesuch. Sinnvoll ist auch, alle Gesundheitsuntersuchungen für Kinder (U-Untersuchungen) wahrzunehmen - nicht nur aus Vorsorgegründen, sondern auch, damit das Kind den Arzt ganz entspannt kennenlernen kann. Dass diese Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind, können Eltern ihrem Kind am Beispiel Auto erklären: Das muss regelmäßig zum TÜV und zur Inspektion. Genauso selbstverständlich sollte man sich ab und zu beim Arzt durchchecken lassen. Eltern können den Nachwuchs auch zu eigenen Arztbesuchen mitnehmen, etwa zum Hausarzt, damit er Ängste vor dem Sprechzimmer verliert oder gar nicht erst entwickelt, so Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Sendefertige Radio-O-Töne mit Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband
Alle erforderlichen Unterlagen bereithalten
Vor dem Arztbesuch legen sich die Eltern am besten die erforderlichen Unterlagen zurecht: Versicherungskarte, gelbes Untersuchungsheft und Impfpass. Gut ist auch, vorher aufzuschreiben, welche Krankheitsanzeichen das Kind seit wann hat. Auch eigene Fragen an den Arzt oder die Ärztin sollten vorab notiert werden, da man Details im Eifer des Augenblicks oft vergisst. Reagiert das Kind zum Beispiel auf bestimmte Speisen mit Hautausschlag, können Eltern dies mit der Handykamera dokumentieren und dem Arzt oder der Ärztin zeigen. Falls es im Wartezimmer einmal länger dauern sollte, ist es ratsam, etwas zu trinken und zu essen für das Kind dabei zu haben sowie ein Spielzeug, Bilderbücher oder das Lieblingskuscheltier und eventuell Wechselwäsche und Windeln. Um im Sprechzimmer nicht zu viel Zeit mit dem Aus- und Anziehen zu verbrauchen, eignet sich "ausziehfreundliche" Kinderkleidung, also Hosen und Oberteile möglichst ohne Knöpfe und Schuhe mit Klettverschluss. Steht eine unangenehme Untersuchung an, zum Beispiel eine Impfung oder Blutabnahme, sprechen Eltern am besten ganz offen darüber: "Erklären Sie Ihrem Kind, warum es manchmal auch schmerzhafte Eingriffe gibt, und machen Sie keine falschen Versprechungen, zum Beispiel, dass es die Spritze gar nicht spüren würde. Sagen Sie besser, dass es kurz etwas piksen kann, dass das aber ganz schnell wieder vorbei ist", empfiehlt Ärztin Debrodt. Wenn das Kind bei der Untersuchung weint, sollten Eltern es nicht zu sehr bemitleiden, sondern möglichst sachlich bleiben. Gut gemeinte Beruhigungen wie "Das wird gar nicht schlimm" sind hier eher fehl am Platze. Das Kind könnte damit überhaupt erst auf die Idee kommen, dass etwas Unangenehmes bevorsteht. Eine Untersuchung ist für Kinder oft weniger unangenehm, wenn erklärt wird, was gerade passiert und was noch kommt. Manchmal hilft auch Ablenkung. So tut eine Impfung vor allem dann weh, wenn der Oberarmmuskel angespannt wird. Ist er locker, geht es viel leichter. Ablenken kann man das Kind mit einem Bilderbuch, einer bunten Lampe oder einem Mobilé. Steht eine Impfung an, sollte diese möglichst vormittags erfolgen. Falls es zu einer heftigeren Impfreaktion kommt, kann man die Arztpraxis dann noch am gleichen Tag erreichen. "Ist die Untersuchung dann überstanden, loben Sie Ihr Kind, wenn es gut mitgemacht hat", so AOK-Expertin Debrodt. "Und bleiben Sie gelassen, wenn es nicht so gut gelaufen ist."
Weitere Informationen:
- Versichertenportal der AOK
- Ärztekammer Nordrhein, Körperschaft des öffentlichen Rechts
- Mutmachbuch von Ärztekammer Nordrhein, Körperschaft des öffentlichen Rechts
- Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- Kinder- & Jugendärzte im Netz