Zufriedener im Homeoffice, aber stärker psychisch belastet

Fehlzeiten-Report 2019

24.09.19 (ams). Wer im Homeoffice arbeitet, kann selbstständiger planen und konzentrierter arbeiten. Das ergab eine Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für den Fehlzeiten-Report 2019. Die Befragung zeigt aber auch, dass Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Gereiztheit im Homeoffice häufiger auftreten. Für die Umfrage wurden etwa 2.000 Beschäftigte zwischen 16 und 65 Jahren befragt.
Computer, E-Mails und Internet ermöglichen flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen und so legen, dass sie andere Belange wie das Familienleben oder die Pflege von Angehörigen besser integrieren können. Rund 40 Prozent der Beschäftigten arbeiten schon heute regelmäßig außerhalb ihres Unternehmens, knapp die Hälfte davon häufig von zu Hause aus. "Doch flexibel zu arbeiten, kann auch Nachteile haben. Beispielsweise verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatleben stärker", sagt Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Fehlzeiten-Reports. Fast ein Fünftel der Homeoffice-Arbeitenden berichtet, dass es schwierig ist, Arbeitszeit und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Auch Anrufe oder Mails des Arbeitgebers außerhalb der Arbeitszeiten sind ein Problem. Beschäftigte im Homeoffice stehen daher häufiger unter psychischen Belastungen. So berichten fast 70 Prozent der Arbeitenden im Homeoffice über Wut und Verärgerung. Bei den Beschäftigten, die im Unternehmen arbeiten, waren es nur knapp 60 Prozent. Außerdem fühlten sich 73,4 Prozent der Befragten mit Homeoffice in den letzten vier Wochen erschöpft. Bei den Beschäftigten, die ausschließlich im Unternehmen arbeiteten, waren es hingegen nur 66 Prozent.

Fehlzeiten-Report 2019

Der Fehlzeiten-Report wird jährlich vom Wissenschaftlichen Institut der AOK, der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik herausgegeben und nimmt jeweils ein aktuelles Schwerpunktthema aus dem Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Blick. Für den aktuellen Report untersuchen die Autorinnen und Autoren in 30 Fachbeiträgen, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für die Arbeitswelt und für die Gesundheit der Beschäftigten birgt, wie entgrenztes Arbeiten gesundheitsgerecht gestaltet werden kann und welche Herausforderungen und Chancen sich daraus zukünftig für das Betriebliche Gesundheitsmanagement ergeben. Zusätzlich enthält der Fehlzeiten-Report detaillierte Arbeitsunfähigkeitsanalysen auf der Grundlage der Daten von 13,9 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen.

Unterstützung durch Betriebliches Gesundheitsmanagement

"Es mag auf den ersten Eindruck wie ein Widerspruch klingen, dass sowohl die psychischen Belastungen als auch die Arbeitszufriedenheit im Homeoffice höher sind. Aber ob sich durch die Veränderungen aufgrund der Digitalisierung gesundheitsförderliche oder gesundheitsschädigende Effekte ergeben, ist wesentlich von der konkreten Gestaltung der Arbeit abhängig und von den digitalen Kompetenzen der Menschen", sagt Antje Ducki, Professorin an der Beuth Hochschule für Technik und Mitherausgeberin des Fehlzeiten-Reports.
Um Beschäftigte zu entlasten, können Unternehmen ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch Angebote des Betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützen, das von Krankenkassen durchgeführt wird. "Die AOK ist hier seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Im Zuge der Digitalisierung verändern wir aber auch unser Betriebliches Gesundheitsmanagement und greifen digitale Techniken auf", sagt Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. Eines dieser Angebote ist das Onlineprogramm "Gesund führen", bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in sechs individuell durchführbaren Modulen ihr Führungsverhalten reflektieren, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern, und lernen, sich auch um die eigene Gesundheit zu kümmern.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes


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