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Vorsicht bei Giftpflanzen im Garten
Für Fingerhut, Tollkirsche und Co. gibt es gute Alternativen
28.07.20 (ams). Bunte Blumen pflücken, leckere Beeren ernten, mit Blättern und Blüten eine Suppe kochen - Gärten und die freie Natur sind ein Paradies für Mädchen und Jungen. Vor allem kleine Kinder stecken dabei gern Dinge in den Mund – egal, wie sie schmecken. Zum Glück kommen schwere Vergiftungen durch Pflanzen nur äußerst selten vor. Ein Gartencheck auf giftige Pflanzen kann jedoch sinnvoll sein, wenn man kleinere Kinder hat.
Giftpflanzen wachsen nicht nur in freier Natur, sondern stehen auch als Zierpflanzen in Gärten, Grünanlagen, Spielplätzen oder Freibädern: Dazu zählen beispielsweise Stechapfel, Tollkirsche und Eibe, Goldregen, Eisenhut, Herbstzeitlose und die Engelstrompete. "Giftig können Wurzel, Rinde, Triebe, Blätter, Zapfen, Samen, Früchten oder der Pflanzensaft sein. Oft sind es alle, manchmal auch nur bestimmte Pflanzenteile, die Giftstoffe enthalten", sagt Tobias Lindner, Apotheker im AOK-Bundesverband.
Sendefertiger O-Ton von Tobias Lindner, Apotheker im AOK-Bundesverband
Das Gesundheitsrisiko ist jedoch verhältnismäßig gering, denn in Westeuropa gibt es nur sehr wenige wirklich giftige Pflanzen, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Doch die sollte man kennen. Die Symptome reichen von Hautreizungen - zum Beispiel beim Kontakt mit der Herkulesstaude (Riesenbärklau) - über Magenverstimmungen mit Übelkeit oder leichtem Erbrechen bis zu Kreislaufkollaps und Atemlähmung. Bei Erwachsenen kann es gelegentlich durch Verwechslungen von Pflanzen zu Vergiftungen kommen. So ähneln sich etwa die Blätter der giftigen Maiglöckchen und des Bärlauchs sehr stark. Auch bei Pilzen kommt es häufiger zu Irrtümern - so besteht beispielsweise die Gefahr, den Wiesenchampignon, einen Speisepilz, mit dem sehr giftigen kegelhütigen Knollenblätterpilz zu verwechseln.
Hochgiftig: Engelstrompete, Blauer Eisenhut, Tollkirsche, Schierling, Herbstzeitlose (wird oft mit Krokus verwechselt), Stechapfel und Seidelbast
Mittelstark bis hochgiftig: Goldregen, Fingerhut, Gartenbohnen
Mittelstark giftig: Herkulesstaude, Blauregen, Oleander
Gering bis mittelstark giftig: Efeu, Kirschlorbeer und Maiglöckchen (Blätter werden häufig mit Bärlauch verwechselt)
Ungefährliche Alternativen: Kapuzinerkresse, Lavendel, Ringelblumen, Sonnenblumen, Tagetes.
Im Zweifel Giftinformationszentrale anrufen
"Wer unsicher ist, ob eine Vergiftung vorliegt, ruft am besten direkt in einer Giftinformationszentrale an und schildert möglichst genau die Symptome und was als Ursache vermutet wird. Wichtig sind auch Angaben darüber, wie viel von der Pflanze vermutlich konsumiert wurde und wann das war", rät Lindner.
Im Notfall viel trinken
Hat ein Kind giftige Pflanzen gegessen, sollten ihm Eltern viel lauwarmes Wasser zu trinken geben. "Salzwasser und Milch sind hier tabu: Salzwasser kann für kleine Kinder lebensgefährlich sein und Milch fördert die Aufnahme fettlöslicher Gifte", so Apotheker Lindner weiter. Bei Vergiftungserscheinungen ist schnelle ärztliche Hilfe wichtig - dabei die verdächtige Pflanze möglichst mitnehmen.
Um Vergiftungen zu vermeiden, werden besonders giftige Pflanzen wie Engelstrompete, Dieffenbachia oder der Blaue Eisenhut am besten gar nicht erst gepflanzt - zumindest solange Kinder klein sind. Auch Pilze sollte man möglichst aus dem Garten entfernen.
Weitere Informationen:
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): BfR-APP-"Vergiftungsunfälle bei Kindern"
- Eine Übersicht der Giftnotruf- oder Giftinformationszentralen in Deutschland