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Auch in Corona-Zeiten sofort mit der Wiederbelebung beginnen
Ersthelfer in der Pandemie
In Notfallsituationen ist Erste Hilfe auch in Corona-Zeiten unerlässlich. So muss beispielsweise bei Menschen mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden. Ersthelferinnen und Ersthelfer sollten dabei jedoch aktuell einige Hygienemaßnahmen beachten, um sich vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband: "So kann auf die Atemspende bei Erwachsenen verzichtet werden. Diese sollte bei unklarer Corona-Infektionslage nicht durchgeführt werden. Hier genügt dann die Herzdruckmassage."
In Deutschland erleiden nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters jährlich mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses, 60 Prozent dieser Fälle treten zu Hause auf. Nur zehn Prozent aller Betroffenen überleben. Anzeichen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand sind:
- die Betroffenen bewegen sich nicht mehr
- sie reagieren nicht auf laute Ansprache und Rütteln an den Schultern
- ihr Atem ist unregelmäßig, sehr langsam oder gar nicht mehr vorhanden.
"Aus Unsicherheit trauen sich viele Menschen nicht, zu helfen: Nur in etwa 40 Prozent der Fälle beginnen Laien mit der Reanimation", so Ärztin Debrodt. Dabei kann eine sofortige Herzdruckmassage Leben retten: "Die Überlebenschancen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand können damit verdoppelt bis verdreifacht werden." Zeit ist dabei kostbar, denn das Gehirn beginnt bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss zu sterben.
Sendefertige O-Töne mit Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband
Prüfen - Rufen - Drücken
Doch viele Menschen wissen nicht, wie sie sich in einer Notsituation verhalten sollen. Da hilft als Gedankenstütze die sogenannte PRD-Regel nämlich Prüfen, Rufen, Drücken: Reagiert der Betroffene nicht auf Ansprache und ist keine Atembewegung auszumachen (Prüfen), muss der Rettungsdienst unter 112 alarmiert werden (Rufen). Danach muss sofort mit der Herzdruckmassage (Drücken) begonnen werden, um den Blutfluss aufrecht zu erhalten, bis der Rettungswagen eintrifft. "Um die Atmung der betroffenen Person zu überprüfen, wird zurzeit empfohlen, sich nicht dem Gesicht zu nähern, sondern lediglich die Bewegungen des Brustkorbes zu beobachten," so Medizinerin Debrodt. Der Nacken der Person wird durch Anheben des Kinns überstreckt. Zum eigenen Schutz können die Helferinnen und Helfer bei der Reanimation - falls vorhanden - ein luftdurchlässiges Tuch auf Mund und Nase der hilfsbedürftigen Person legen.
Und so funktioniert die Reanimation:
- Die Hände werden übereinandergelegt und man drückt mit den Handballen nach unten auf die Mitte des Brustkorbs – etwa in der Höhe der Brustwarzen.
- Die Herzdruckmassage sollte mit einer Frequenz von 100 bis 120 Mal pro Minute erfolgen. Dabei hilft es ein Lied zu singen, das rund 100 bpm (Beats pro Minute) hat - zum Beispiel ‚Stayin Alive‘ von den Bee Gees.
- Der Brustkorb sollte bei jedem Beat etwa fünf bis sechs Zentimeter tief eingedrückt werden.
- Um festen Druck ausüben zu können, bleiben die Arme dabei gestreckt.
Ersthelfer machen solange weiter, bis der Rettungsdienst übernimmt. Sind mehrere Personen anwesend, sollte man sich abwechseln, es dürfen aber keine Pausen entstehen.
Viele Menschen haben Angst, bei einer Reanimation etwas falsch zu machen. "Doch das Einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun", sagt Anja Debrodt. Mögliche körperliche Verletzungen, die durch die Reanimation entstehen können, werden in der Weiterbehandlung fachgerecht versorgt. Auch rechtlich ist man geschützt, wenn die Verletzungen in der Absicht entstanden sind, das Leben des Betroffenen retten zu wollen.
Zuletzt aktualisiert: 28-10-2021