Gute Zahnpflege ist ein Stück Lebensqualität
Mundhygiene bei Pflegebedürftigen
03.08.16 (ams). Wenn Menschen pflegebedürftig werden, gerät die Zahnpflege manchmal aus dem Blick. Doch Mundgesundheit bedeutet auch ein Stück Lebensqualität. Um sie zu erhalten, benötigen Pflegebedürftige oft Unterstützung. Soweit sie das können, sollten sie jedoch selbst bei der Zahnreinigung mithelfen. Gesunde Zähne sind auch im Alter wichtig. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte: "Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz können Senioren problemlos essen, schmerzfrei kauen und sich verständlich artikulieren", sagt Katja Kühler, Zahnärztin bei der AOK. Außerdem betreffen Erkrankungen wie Karies oder Parodontitis, also eine Entzündung des Zahnbettes, nicht nur den Mund. Sie haben auch negative Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle oder Lungenerkrankungen können aus Zahnerkrankungen entstehen, wenn Bakterien aus der Mundhöhle in den Kreislauf gelangen. Zudem beeinflussen schlechte Mundverhältnisse die Blutzuckerwerte bei Diabetes. Deshalb ist es auch und gerade bei Pflegebedürftigkeit wichtig, die Zahnhygiene nicht zu vernachlässigen. "Doch um die Mundgesundheit bei Menschen mit Pflegebedarf ist es oft schlechter bestellt als in der Allgemeinbevölkerung", so Kühler. Das hat viele Gründe: Älteren Menschen fällt es oft zunehmend schwer, Zähne und Zahnersatz gut zu reinigen, weil feinmotorische Fähigkeiten oder Sehkraft nachlassen. Viele Medikamente - zum Beispiel gegen Diabetes, Bluthochdruck, Demenz, Rheuma oder Schmerzen - wirken sich negativ auf die Mundgesundheit aus. Sie führen etwa zu einem verminderten Speichelfluss, wodurch das Risiko für Karies steigt. Nach einem Schlaganfall zum Beispiel sind möglicherweise die Beweglichkeit und das Schlucken beeinträchtigt. Auch mit einer Demenz ist selbstständige Zahnpflege ab einem bestimmten Stadium nicht mehr möglich. Oft ist also Unterstützung bei der Mundhygiene nötig. Und Mundhygiene beginnt mit gesunder Ernährung.
Weitere Informationen:
- Im Versichertenportal der AOK
-> Gesunde Zähne
-> Pflege - Bei der Bundeszahnärztekammer
- Beim Zentrum für Qualität in der Pflege
"Achten Sie auf einen abwechslungsreichen Speiseplan, der wenig Süßes und Saures enthält, dafür mehr Milchprodukte, die Kalzium liefern, ein Baustoff für Knochen und Zähne", erklärt AOK-Zahnärztin Kühler. Zucker - oft auch versteckt in salzigen Lebensmitteln - schädigt die Zähne, saure Lebensmittel - wie Obst und Fruchtsäfte - können auf Dauer den Zahnschmelz anlösen. Außerdem sollten die Mahlzeiten erst püriert werden, wenn es wirklich notwendig ist, denn feste Nahrung ist Gymnastik für den Kauapparat. Der Speichelfluss wird durch das Kauen gefördert, Zähne und Zahnfleisch werden gekräftigt. Auch Trinken regt den Speichelfluss an: Zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorlen am Tag sollten es sein. Auch im Alter gilt: Mindestens zweimal am Tag Zähne putzen! Pflegende Angehörige oder Pflegekräfte sollten die pflegebedürftige Person motivieren, sich an der Mundpflege zu beteiligen, und sie bei Bedarf unterstützen. Zahnbürsten mit einem verstärkten Griff können Menschen mit Problemen bei der Feinmotorik das Putzen erleichtern. Die Zahnpasta sollte in jedem Fall Fluorid enthalten, denn durch die Mundtrockenheit kann schneller Karies entstehen. Bei älteren Menschen ist die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Zahnzwischenraum-Bürstchen noch wichtiger als bei jüngeren, weil die Lücken zwischen den Zähnen durch den Rückgang des Zahnfleisches größer werden und dort häufig Speisereste hängenbleiben.
Hinweise für pflegende Angehörige
Pflegende, die einen Angehörigen bei der Zahnreinigung unterstützen, sollten Folgendes beachten:
- Immer Einmalhandschuhe tragen, um eine Übertragung von Bakterien zu vermeiden.
- Sich hinter den Pflegebedürftigen stellen,seinen Kopf und Unterkiefer mit einem Arm festhalten. Bei Bettlägerigkeit ist es sinnvoll, sich auf die Bettkante zu setzen und sich hinter die zu pflegende Person zu setzen.
- Bei Problemen, den Mund zu öffnen: den Daumen auf die Falte des Unterkiefers legen und leicht nach unten drücken.
- Um den Mund offen zu halten, kann eine Mundstütze oder ein halbierter Flaschenkorken zwischen die obere und untere Zahnreihe gelegt werden.
- Herausnehmbaren Zahnersatz entfernen, da er separat gereinigt werden muss.
- In kleinen, kreisenden Bewegungen vom Zahnfleisch zum Zahn hin putzen.
Wahl der richtigen Zahnbürste
- Die Zahnbürste sollte weichen Borsten haben und eventuell einen verstärkten Griff: Als Verstärkung kommen ein durchstochener Tennisball, ein Griff vom Fahrrad oder ein angeklebter Griff einer zweiten Zahnbürste in Frage.
- Auch elektrische Zahnbürsten können gerade für ältere und behinderte Menschen eine Erleichterung sein.
- Dreikopfbürsten sind besonders praktisch: Innen-, Außen- und Kauflächen können gleichzeitig gereinigt werden.
- Zahnzwischenraum-Bürstchen (Interdentalbürstchen) gibt es in unterschiedlichen Größen.
- Für die Prothese am besten Prothesenbürsten benutzen, sie haben besonders harte Borsten und sind deshalb für die echten Zähne nicht geeignet.
Genau wie die echten Zähne sollte der herausnehmbare Zahnersatz zweimal am Tag gereinigt werden, und auch dafür sind Einmalhandschuhe empfehlenswert. Die Prothese säubert man mit einer normalen Zahnbürste oder einer speziellen Prothesenbürste unter lauwarmem Wasser und mit flüssiger Handseife. Achtung: Eine normale Zahnpasta kann Kratzspuren auf dem Zahnersatz hinterlassen. Nachts sollte die Prothese trocken gelagert und morgens vor dem Einsetzen nochmals gut abspült werden. Es ist wichtig, die Prothesen jeden Tag zu tragen, da sich sonst die Knochensubstanz schnell ändert und die Prothese nicht mehr richtig sitzt. Zweimal im Jahr sollte ein Zahnarzt den Sitz der Prothese überprüfen, die Zähne auf Karies hin untersuchen und kontrollieren, ob der Zahnhalteapparat entzündet ist. Zahnarzt, Prophylaxe-Assistenz oder geschultes Pflegepersonal können pflegende Angehörige beraten, wie sie die echten oder die dritten Zähne des Pflegebedürftigen am besten in Schuss halten.