Mit KAI lernen Kinder das richtige Zähneputzen
Gesunde Mundhygiene von Anfang an
03.08.16 (ams). Gute Zahnpflege beginnt bereits, wenn der erste Milchzahn durch das Zahnfleisch stößt. Tägliches Zähneputzen allein reicht jedoch nicht aus, um Zähne gesund zu halten. Genauso wichtig sind regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt und eine gesunde Ernährung. Karies bei Kindern und Jugendlichen ist zwar in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Aber immer noch leiden laut des Bundesverbandes der Kinderzahnärzte etwa 70.000 Kleinkinder pro Geburtsjahrgang an Karies und anderen schweren Zahnproblemen. Eltern sollten ihre Kinder daher ab dem ersten Milchzahn an das Ritual der Zahnreinigung gewöhnen. Die Zähne von Babys und kleinen Kindern putzen zunächst noch die Eltern. "Das geht gut mit einer kleinen, weichen Bürste. In der ersten Zeit reicht auch ein Wattestäbchen aus", erklärt Katja Kühler, Zahnärztin bei der AOK. Ab dem Alter von drei Jahren können Kinder selbst ihre ersten Versuche starten. "Die Eltern müssen allerdings die Putzbemühungen unbedingt kontrollieren und auch immer nachputzen", betont Kühler. Denn Kinder besitzen noch nicht die nötige Feinmotorik, um ihre Zähne selbstständig reinigen zu können. Als Faustregel gilt: dann, wenn Kinder die Schreibschrift flüssig beherrschen, also etwa bis zum Ende der zweiten Klasse.
Kaufläche - außen - innen
Zahnmediziner empfehlen die bewährte KAI-Technik, damit Zähne richtig sauber werden. Auch kleine Kinder können sie leicht erlernen, wenn sie immer die gleiche Reihenfolge einhalten. Der Buchstabe K steht dabei für Kauflächen, A für Außenflächen und I für Innenflächen:
- Als Erstes sollten die Kauflächen geputzt werden, oben und unten - und zwar von den Backenzähnen hin zu den Schneidezähnen. Sie putzt man in waagerechter Stellung, die Bürste bewegt sichdabei wie ein Schrubber hin und her.
- Um danach die Außenflächen zu reinigen, fletscht das Kind die Zähne, die dann mit kreisenden Bewegungen von hinten nach vorne geputzt werden.
- Bei den Innenflächen der Zähne wird die Zahnbürste am Zahnfleisch angesetzt und in Richtung Zahnkrone geputzt: im Oberkiefer also von oben nach unten, im Unterkiefer von unten nach oben. Hinter die Schneidezähne kommt man besser, wenn man die Bürste hochkant ansetzt.
Geputzt wird zweimal täglich für jeweils etwa drei Minuten. "Eltern können bei den einzelnen Flächen in normalem Tempo bis 15 zählen. So bekommen Kinder ein Gefühl dafür, dass Zähneputzen eine gewisse Zeit braucht und nicht schnell erledigt werden darf", rät Zahnärztin Kühler. Eine Sanduhr oder ein lustiger Eierwecker machen es dem Kind leichter, drei lange Minuten durchzuhalten. Eltern sollten eine konsequente Linie verfolgen, also keine Ausnahmen vom täglichen Zähneputzen dulden. So wird Zahnhygiene für Kinder zu einer notwendigen Routine. Ein zentraler Baustein einer guten Mundhygiene ist die Ernährung. Was heißt das genau? "Kurz zusammengefasst könnte man sagen: viel Kalzium, gründlich kauen, wenig Süßigkeiten essen", sagt Kühler. Vor allem Kalzium versorgt den Körper mit Mineralstoffen und festigt die Zähne. Kalzium findet sich zum Beispiel in Milchprodukten, in Gemüsesorten wie Broccoli, Fenchel und Grünkohl und in kalziumhaltigem Mineralwasser. So früh wie möglich sollten Kinder lernen, feste Nahrung zu kauen. "Wer kaut, reinigt schon in gewissem Maße seine Zähne, weil das Kauen den Speichelfluss fördert. Und der Speichel schwemmt Essensreste und Säuren weg", so Kühler weiter. Breiartige Nahrung fördert dagegen die Bildung von Zahnbelag. Kindern Süßigkeiten und Süßgetränke ganz zu verbieten, ist nicht nötig und wäre wohl auch nur schwer durchsetzbar. Schädlicher Zahnbelag lässt sich verhindern, wenn Kinder sich sofort die Zähne putzen, nachdem sie Schokolade oder andere süße Sachen gegessen haben.
Nach sauren Lebensmitteln mit Putzen warten
Nach dem Verzehr saurer Lebensmitteln (etwa Fruchtsäfte und Softgetränke) sollte man ein bis zwei Stunden mit dem Zähneputzen warten, damit sich der Zahnschmelz remineralisieren kann. Denn Säuren lösen die oberste Schicht des Zahnschmelzes an. Wer sofort putzt, reibt also die Schicht gleich mit ab. Nur ein Zahnarzt kann Schäden an den Zähnen frühzeitig erkennen. Kinder können ab dem 30. Lebensmonat Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch nehmen. Der Zahnarzt berät dabei zum individuellen Kariesrisiko, zu geeigneten Fluoridierungsmaßnahmen, kann frühzeitig Erkrankungen der Zähne oder des Kiefers feststellen und auch sehen, ob richtig und regelmäßig geputzt wurde. Auch Ernährungs- und Mundhygieneberatung gehört dazu. Ab dem sechsten Lebensjahr sollte zweimal im Jahr der Zahnarzt für Kontrolluntersuchungen aufgesucht werden.
Zahnbürsten mit rutschfestem Griff
Zahnbürsten mit einem dicken, rutschfesten Griff eignen sich am besten für kleine Kinderhände. Sie kann das Kind bequem festhalten und gezielt führen. Beim Kauf empfiehlt es sich, auf die Größe des Bürstenkopfes zu achten. Liegt dieser unter zwei Zentimetern, passt er auch in einen Kindermund hinein. Alle zwei bis drei Monate sollte zudem eine neue Zahnbürste verwendet werden. Bei der Wahl der Zahnpasta ist es wichtig, auf den Fluorid-Gehalt zu achten und mit dem Zahnarzt Rücksprache zu halten. Zum Putzen drückt man einen erbsengroßen Klecks Zahncreme auf die Bürste. Das Ausspucken gelingt leichter mit Zahncremes, die nicht nach Früchten oder Bonbons schmecken. Generell gilt: Je kleiner das Kind ist, desto niedriger sollte der Fluorid-Gehalt dosiert sein. Es gibt spezielle Kleinkind-Zahnpasta mit 0,05 Prozent Fluorid (500 ppm, parts per million). Ab einem Alter von etwa sechs Jahren - wenn die ersten bleibenden Zähne kommen - darf die Pasta auch über 0,1 Prozent enthalten - wie bei den Erwachsenen. Kinder können auch mit einer elektrischen Zahnbürste putzen. Doch von selbst geht das Putzen damit nicht. "Denn entscheidend für eine gute Reinigung ist vor allem die korrekte Putztechnik", sagt AOK-Zahnärztin Kühler. Eltern sollten sich daher vom Zahnarzt beraten lassen, ob und wann es für ihr Kind sinnvoll ist, auf die elektrische Bürste umzusteigen. Zahnseide und Zahnzwischenraum-Bürsten (Interdentalbürste) helfen dabei, Karies in den Zahnzwischenräumen zu verhindern. Weil Karies besonders die Backenzähne angreift, kann der Zahnarzt diese Zähne in bestimmten Fällen versiegeln. Das lohnt sich bei sehr anfälligen Zähnen oder bei großen Grübchen und Rillen in den Backenzähnen. Die Prozedur ist schmerzlos und dauert nur wenige Minuten. Ein weiterer Pluspunkt: Die Versiegelungen halten mehrere Jahre lang.