Keine Angst! So fühlen sich Kinder beim Zahnarzt wohl

Vertrauen schaffen

29.08.17 (ams). Bohrer, Sauger, Spritze - alles das macht Kindern erst einmal Angst. Doch Eltern können ihnen zusammen mit dem behandelnden Zahnarzt Ängste nehmen oder gar nicht erst aufkommen lassen. Sie laufen schreiend durch die Praxis, klammern sich weinend an die Mutter, kauern still in einer Ecke und wollen nicht auf den Behandlungsstuhl. Sitzen sie dort endlich, weigern sie sich, den Mund aufzumachen. Viele Kinder haben große Angst vor dem Zahnarzt. "Kinder müssen behutsam an den Zahnarztbesuch herangeführt werden, um keine Angst zu haben", sagt Verena Uhlig, Zahnärztin bei der AOK. "Entweder hat das Kind schon einmal schlimme Erfahrungen beim Zahnarzt gemacht oder es ist von den Eltern nicht richtig auf den Zahnarztbesuch vorbereitet worden. Sollten Eltern selbst Angst vor dem Zahnarztbesuch haben, darf es das Kind auf keinen Fall mitbekommen. Unhaltbare Versprechungen dem Kind gegenüber sollten ebenso unterlassen werden wie auch das Erzählen von Geschichten, die Kindern Angst vor dem Zahnarzt einflößen!" 
Spätestens bei Ansagen wie "Du brauchst keine Angst vorm Zahnarzt zu haben" oder wenn ihnen die Eltern gar eine Belohnung versprechen, werden Kinder vollends misstrauisch. Da kann offensichtlich etwas Schlimmes passieren! "Kindern sollte vermittelt werden, dass der Besuch beim Zahnarzt etwas völlig Normales ist", betont Uhlig. Schon möglichst früh sollten die ganz Kleinen mitkommen, wenn bei Eltern oder Geschwistern eine Kontrolluntersuchung ansteht. So geht die Familie mit gutem Beispiel voran. Und das Kind kann in Ruhe das Praxisteam kennenlernen und das Behandlungszimmer erkunden, vielleicht mal im Behandlungsstuhl rauf- und runterfahren.

"Der erste Besuch beim Zahnarzt kann darüber entscheiden, ob das Kind Angst entwickelt oder den Zahnarztbesuchen gelassen entgegenblickt", sagt Uhlig. Wichtig ist es deshalb auch, nicht erst in die Praxis zu kommen, wenn das Kind Zahnschmerzen hat und bereits Karies entstanden ist. Der erste Zahnarztbesuch sollte bereits im ersten Lebensjahr erfolgen, wenn der erste Zahn durchgebrochen ist. Die Kinder haben mit einem Jahr meist die vier Milchfrontzähne oben und unten. Dann sollte der Zahnarzt schon mal in den Mund geschaut haben. Das Kind gewöhnt sich damit früh an die Situation in der Praxis, und die Eltern bekommen wichtige Hinweise für die Zahngesundheit ihres Kindes. Damit sind die Weichen gestellt, damit Karies gar nicht erst entsteht. Eltern werden beraten, wie beim Kleinkind die Zähne zu putzen sind, welche Zahnbürste und Zahncreme dem Alter entsprechend geeignet ist und wie eine zahngesunde Ernährung aussieht. Wenn beim Nachwuchs eine zahnärztliche Behandlung erforderlich ist, sollten die Eltern keine falschen Versprechungen machen, wie "Es wird nur nachgeschaut" oder "Es tut auch gar nicht weh". Sonst ist das Vertrauen gleich dahin. Ist das Kind sehr ängstlich, wird der Zahnarzt zunächst versuchen, das Vertrauen des Kindes zu gewinnen, um bei einem zweiten Besuch möglichst die Zähne untersuchen zu können. Das Kind darf ein Kuscheltier mitnehmen und sitzt bei Mama oder Papa auf dem Schoß. So fühlt es sich sicherer. Macht das Kind den Mund auf, schaut der Zahnarzt nach, ob alles in Ordnung ist.  Steht eine Zahnbehandlung an und soll der Zahn dafür zunächst anästhesiert werden, ist eine Spritze oft auch bei Kindern möglich. Dazu betäubt der Zahnarzt zuvor mit einem Oberflächenanästhetikum das Zahnfleisch an der Stelle, wo die Spritze danach platziert wird. Eine kindgerechte Sprache kann helfen, die Angst zu mindern: So wird aus der Spritze zum Beispiel "Schlafwasser" und aus dem Bohrer die "Zahndusche", die den Zahn wieder sauber und weiß macht. 

Was Eltern tun können

  • Besser nicht drohen, dass das Kind zum Zahnarzt muss, wenn es die Zähne nicht putzen will. So verknüpft es den Gang dorthin zukünftig mit etwas Negativem. 
  • Loben, wenn das Kind tapfer war, aber keine Belohnungen versprechen. Kinder sollten lernen, dass der Zahnarztbesuch etwas ganz Normales ist. 
  • Keine Vorwürfe, wenn das Kind den Mund nicht aufmachen möchte. Es sollte das Gefühl haben, dass es zu nichts gezwungen wird. 
  • Wenn das Kind sehr ängstlich oder bockig ist, schadet es mehr als es nutzt, wenn Zahnarzt, Praxispersonal und Eltern auf das Kind einreden. Besser ist es, Erklärungen und Motivierungsversuche dem Zahnarzt zu überlassen. 


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