Was Kindern und Jugendlichen bei Kopfschmerzen helfen kann

Schmerzmittel nur nach ärztlicher Rücksprache

05.12.19 (ams). Es drückt, hämmert, pocht oder sticht im Schädel - schon Kinder und Jugendliche klagen häufig über Kopfschmerz. Meist verschwindet der Schmerz wieder von allein. Medikamente gegen Kopfschmerzen sollten Kinder jedoch nur nach ärztlicher Rücksprache bekommen, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband, denn: "Nicht jedes Medikament ist für junge Menschen geeignet und schon bei Kindern kann sich ein medikamentenbedingter Dauerkopfschmerz entwickeln, wenn sie regemäßig Schmerzmittel einnehmen."

Einer Studie der Technischen Universität Dresden zufolge gaben rund 68 Prozent der knapp 3.000 befragten Kinder und Jugendlichen an, in den vergangenen drei Monaten unter Kopfschmerzen gelitten zu haben. Mädchen waren mit 73 Prozent häufiger betroffen als Jungen (63 Prozent), Jugendliche mehr als Kinder. Nach Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) haben bis zum 12. Lebensjahr sogar rund 90 Prozent der Jungen und Mädchen bereits Erfahrungen mit Kopfschmerzen, bis zu zwölf Prozent davon leiden unter Migräne. Allgemein wird unterschieden zwischen primärem und sekundärem Kopfschmerz: Beim primären Kopfschmerz ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung. Dazu zählen Migräne, Cluster- und Spannungskopfschmerzen, wobei letztere am häufigsten sind. Von sekundärem Kopfschmerz spricht man, wenn der Schmerz ein Symptom einer anderen Erkrankung ist. Er kann beispielsweise durch einen grippalen Infekt, eine Fehlsichtigkeit oder auch durch den Genuss von Alkohol hervorgerufen werden.


Sendefertige Radio-O-Töne mit Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband

Mögliche Auslöser

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Hilfe bei akuten Schmerzen

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Vielfältige Gründe

Die Gründe für primäre Kopfschmerzen sind vielfältig: "Sie können durch äußere Reize wie grelles Licht, abgestandene Luft, Lärm, Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit oder starke Gerüche ausgelöst werden. Aber auch Hunger und der Genuss von Alkohol, zu wenig Schlaf und Bewegung, zu häufiges Sitzen und Lernen in der falschen Körperhaltung, Stress oder Ängste sind Auslöser für primäre Kopfschmerzen", erklärt Medizinerin Debrodt. Bei Migräne spielen oft genetische Faktoren eine Rolle. Ein Migräneschmerz ist pochend oder pulsierend, oft kommen Übelkeit und Erbrechen dazu. Manchmal kommt es zu einer so genannten Aura: Dazu gehören Flimmersehen oder Lichtblitze vor den Augen sowie Gefühlsstörungen in Händen und Armen oder Sprachstörungen. Außerdem haben betroffene Kinder und Jugendliche ein großes Schlafbedürfnis. Beim Spannungskopfschmerz hingegen tritt der Schmerz meist beidseitig auf und ist dumpf-drückend bis ziehend, nicht pulsierend. Er wird bei körperlicher Bewegung auch nicht stärker; migräne-typische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit fehlen meist. "Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen sollten immer ernst genommen werden. Wenn sie regelmäßig oder häufig auftreten oder die Kinder wegen Kopfschmerzen öfter in der Schule fehlen, sollten Eltern das ärztlich abklären lassen, bevor der Kopfschmerz chronisch wird", rät Ärztin Debrodt. Treten Kopfschmerzen plötzlich auf, sind sehr stark oder mit heftigen Nackenschmerzen, Erbrechen, Seh- oder Sprachstörungen verbunden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Das Gleiche gilt, wenn Kopfschmerzen länger als drei Tage andauern.

Frische Luft und regelmäßiger Schlaf können helfen

Wenn Kinder oder Jugendliche zu Kopfschmerzen neigen, helfen oft schon einfache Maßnahmen zur Vorbeugung: zum Beispiel genug Trinken, viel Bewegung an der frischen Luft, regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten und ausreichende Ruhepausen. Eltern können zudem versuchen, den Stress für die Kinder zu reduzieren, indem sie für eine entspannte häusliche Atmosphäre sorgen und den Kindern Zeit für Entspannung und freies Spielen einräumen. den Ursachen der Kopfschmerzen auf die Spur zu kommen, ist ein Kopfschmerz-Tagebuch hilfreich, in dem alle Informationen über Art, Stärke, Zeitpunkt und Dauer der Schmerzen notiert werden. Bei akuten Kopfschmerzen können Ruhe und Schlaf helfen, Erleichterung bringt auch ein kühles Tuch auf der Stirn oder - wenn das Kind das mag - etwas Pfefferminzöl auf Schläfe oder Stirn (nicht in Augennähe).

Zum ams-Thema 01/19